Ob Weihnachtsgruß oder Behördenpost: Viele Österreicher verschicken privat kaum noch Briefe. Seit den 1990er Jahren geht die Briefmenge zurück, wie die Regulierungsbehörde RTR erhebt. Die jüngste konkrete Anzahl der in Österreich zugestellten Briefe betrifft das erste Quartal 2024, also die Monate Jänner bis März: In dieser Zeit wurden 130 Millionen Briefe zugestellt, was um acht Prozent weniger ist als im Vergleichsquartal des Vorjahres.

Im Gesamtjahr 2023 hat die Österreichische Post 541 Millionen Briefe zugestellt, was seit 2019 einem durchschnittlich jährlichen Rückgang von fast sechs Prozent pro Jahr entspricht. „Briefe zu schreiben bzw. zu verschicken kommt in Österreich immer mehr aus der Mode“, sagt Klaus Steinmaurer, RTR-Geschäftsführer für den Bereich Telekommunikation und Post.

Für die Post ist das Briefgeschäft inzwischen eher zum Sorgenkind geworden: Die Kosten, die pro eingeworfenem Brief im Schnitt anfallen, sind höher geworden, während die Einnahmen sinken. So musste die Post im Bereich „Brief und Werbepost“ 2023 einen Umsatzrückgang von 2,3 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro hinnehmen - bedingt durch Rückgänge im Werbegeschäft, aber auch einer weiteren Abnahme des klassischen Briefgeschäfts. So muss die Post die Preise anheben. Das Briefporto wurde zuletzt per 1. September verteuert. Standard ist nun der „Eco-Brief S“, der sich von 81 auf 95 Cent je Marke verteuert hat. Damit ist er zwar günstiger als der „Prio-Brief S“, aber auch um ein bis zwei Tage länger unterwegs als die Prio-Zustellung, die am nächsten Tag erfolgt. Der „Prio Brief S“ kostet jetzt 1,20 Euro statt 1 Euro. Post-Vorstand Georg Pölzl verhehlt nicht, dass „die neuen Tarife den höheren Energie- und Transportkosten der Post Rechnung tragen“.

Auch zur Weihnachtszeit türmen sich zu Hause nur mehr wenige Briefe auf
Auch zur Weihnachtszeit türmen sich zu Hause nur mehr wenige Briefe auf © IMAGO/Moodboard

In Deutschland bestätigt nun eine Forsa-Umfrage den parallelen Trend: Jeder elfte Deutsche hat in den vergangenen zwölf Monaten keinen einzigen Brief verschickt. Wenn Privatleute überhaupt noch Briefe verschicken, geht es um Geburtstagswünsche oder Weihnachtsgrüße, Anträge bei Behörden, Unterlagen für Versicherungen oder Kündigungen von Verträgen. Vielschreiber gibt es angesichts immer stärkerer digitaler Kommunikation nur noch wenige. Der Aufwärtstrend bei Paketen hält hingegen wegen der Internet-Bestellungen weiter an.