Besonders reiche Personen pflegen einen häufig sehr CO2-intensiven Lebensstil, wie Studien zeigen. Wie groß der Treibhausgasausstoß des Fliegens mit Privatflugzeugen ist, haben Forscher in einer neuen Arbeit untersucht. Ergebnis: Der Ausstoß geht munter nach oben, auch in Österreich.

Im Rahmen der im Fachmagazin „Communications Earth & Environment“ vorgestellten Studie analysierte das Team um Stefan Gössling von der Linnaeus University in Kalmar (Schweden) Transponder-Daten von Privatflugzeugen weltweit, die auf der Web-Plattform „ADS-B Exchange“ abrufbar sind. So wurden mehr als 18 Millionen Flüge mit 26.000 Privatflugzeugen zwischen den Jahren 2019 und 2023 berücksichtigt.

Die Karte zeigt rund 4,3 Millionen direkte Privatjet-Flüge zwischen Städten weltweit
Die Karte zeigt rund 4,3 Millionen direkte Privatjet-Flüge zwischen Städten weltweit © Gössling Et Al.

Analyse bestimmter Jet-Typen

Die Wissenschafter konzentrierten sich auf Flugdaten von Jet-Typen, die typischerweise zur Beförderung sehr weniger Personen bzw. von Einzelpersonen genutzt werden, schlossen richtige Kleinflugzeuge aber aus. Der Auswertung in der Publikation zufolge liegt Österreich punkto Privatflugzeug-Dichte im vorderen Feld: Mit 2,94 solchen Flugzeugen pro 100.000 Einwohnern liegt man deutlich vor Deutschland (0,75), knapp hinter der bekanntlich bei Superreichen sehr beliebten Schweiz (3,76) bzw. ein Stück weit hinter den USA (5,45), in denen sich knapp 69 Prozent aller Privatjets befinden. Das kleine Österreich kommt auf einen Ein-Prozent-Anteil.

Verknüpft mit Treibstoff-Verbrauch

Verknüpft wurden diese Daten mit dem durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 72 einschlägigen Flugzeugtypen. Zu berücksichtigen ist bei der Bewertung der Daten, dass der CO2-Ausstoß nur ein Drittel des Klimaeffekts beim Fliegen ausmacht – neben Faktoren wie Kondensstreifen sowie Stickoxid- und Wasserdampfemissionen.

Zuwachs trotz Corona

Insgesamt legt die Auswertung nahe, dass im Untersuchungszeitraum der CO2-Ausstoß durch Privatflüge um fast die Hälfte gestiegen ist – die direkten Emissionen haben von 2019 bis 2023 um 46 Prozent zugelegt, von 10,7 auf 15,6 Millionen Tonnen CO2. In diesem Zeitraum kam der normale Linienflugverkehr aufgrund der Covid-19-Lockdowns zeitweise fast komplett zum Erliegen.

Emissionen im deutschen Sprachraum

Das deutsche Science Media Center (SMC) hat angelehnt an die Methodik der Studie erhoben, wie hoch die Emissionen im deutschsprachigen Raum waren: Sie kommen auf insgesamt rund 0,05 Megatonnen für solche Flüge ausgehend von Österreich, auf circa 0,22 Megatonnen in Bezug auf Deutschland und rund 0,17 Megatonnen bei der Schweiz. Blickt man auf die Privatflug-Verkehr-Entwicklung über die Jahre, sieht man nur einen leichten Corona-Knick nach unten vom Jahr 2019 auf 2020 im DACH-Raum. Bereits im Jahr darauf lag der Ausstoß wieder in etwa auf Vor-Corona-Niveau und 2022 und 2023 bereits darüber. Vor allem von der Schweiz ausgehend legten die Emissionen durch Privatjets massiv zu.

Wenige für viel Ausstoß verantwortlich

Weltweit sehe man mit Blick auf die Corona-Jahre, dass „der private Flugverkehr im Prinzip nie aufgehört hat, sondern ist durch die Pandemie sogar noch attraktiver geworden“, so der Wissenschafter. Unterdessen seien in den vergangenen Jahren „viele Reiche noch viel reicher geworden“, was wiederum dazu beigetragen haben dürfte, dass der private Flugverkehr nochmals attraktiver wurde. Zum Vergleich: Nur 0,003 Prozent der Weltbevölkerung nutzen den Angaben zufolge Privatflugzeuge, allerdings ist deren CO2-Ausstoß mittlerweile für rund 1,8 Prozent der Emissionen der kommerziellen Luftfahrt verantwortlich.

Viele Flüge sind vermeidbar

Viele dieser Flüge seien höchst vermeidbar, argumentieren die Forscherinnen und Forscher: „In vielen Fällen scheint die private Luftfahrt das Auto aus Zeitgründen oder aus Bequemlichkeit zu ersetzen, wie der Anteil von 4,7 Prozent an sehr kurzen Flügen unter 50 Kilometer zeigt“, so das Team um Gössling, das sich auch einige Veranstaltungen mit Sogwirkung auf Superreiche genauer angesehen hat.

„Politik muss regulieren“

„Um den wachsenden Klimaauswirkungen des Sektors Rechnung zu tragen, sind Regulierungen erforderlich“, lautet das Fazit des Teams um Gössling. „Die Reichen existieren außerhalb jeder Klimamoral, das legt zumindest die Emissionsstatistik nahe“, erklärte er gegenüber der APA. Wie in vielen Bereichen der Gesellschaft gelte auch für sehr wohlhabende Menschen: „Freiwillig reduziert man seine Emissionen nicht. Wir brauchen daher eine Politik, die entsprechende Rahmenbedingungen schafft. Wenn ganz oben reguliert wird, dann wird auch für den gemeinen Bürger Klimapolitik viel akzeptabler. Das gilt aber eben auch im Umkehrschluss: Wenn die Reichen emittieren können, wie sie wollen, dann wird es Widerstände gegen Klimapolitik bei den Bürgern geben, die viel weniger emittieren.“