Zu beschönigen gibt es nichts, „uns steht ein frostiger Konjunkturwinter bevor“, sagt Dieter Hengl, Firmenkundenvorstand der Unicredit Bank Austria im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Dennoch sei auch eine solch schwierige Wirtschaftslage mit einer Reihe von Chancen verbunden, „das Glas ist immer auch halb voll, davon bin ich überzeugt“. Dazu wolle man als Bank beitragen. „Insbesondere Services für Klein- und Mittelunternehmen (KMU) werden intensiviert, die KMU sind das Rückgrat unserer Wirtschaft“, sagt Hengl.

Dafür habe man das digitale Geschäftsmodell nachgeschärft, etwa durch automatisierte Kreditentscheidungsprozesse. „Auf der Kreditseite wollen wir KMU deutlich unterstützen, beispielsweise mit unserer Expertise in der Förderberatung und im Außenhandel, über den sich ein stagnierender Inlandsmarkt ausgleichen lässt“. Gefragt seien hier etwa sogenannte Exportakkreditive als Absicherungsinstrumente für Forderungen im Export.

„In diesen volatilen Zeiten, wo Energiepreise oder auch Währungen oft große Sprünge machen, ist es wichtig, hinsichtlich der Risikoabsicherung zu beraten.“ Das gelte für Strom, Gas und Rohstoffe, Absicherungs- und Finanzierungsinstrumente für CO2-Zertifikate habe man seit Kurzem auch im Angebot. Zinsabsicherungen seien derzeit ebenfalls attraktiv, „weil die langfristigen Zinsen teilweise wieder deutlich zurückgekommen sind, kurzfristige Zinsen aber noch höher sind“.

Dieter Hengl, Firmenkundenvorstand der Unicredit Bank Austria
Dieter Hengl, Firmenkundenvorstand der Unicredit Bank Austria © Thomas Hude

Die Kreditnachfrage sei in den letzten Monaten „relativ flach ausgefallen“. Viele Unternehmen hätten ihre Vorräte abgebaut und sogenanntes Working-Capital-Management betrieben, also Lagerbestände sowie Forderungen und Verbindlichkeiten aus Lieferungen optimiert, um Liquidität zu sichern. Auf der Investitionsseite sei es primär zu Ersatzinvestitionen gekommen. Gerade in der Boom-Phase nach der Pandemie seien hohe Lagerbestände angelegt worden, mittlerweile sehe man eine Bodenbildung. Das, so Hengl, könne perspektivisch wieder Mut geben.

Zinssenkungen sollten zur Stimmungsaufhellung beitragen

„Für das nächste Jahr erwarten wir ein Wachstum in Österreich von etwa einem Prozent, dann sollte zumindest der Abschwung überwunden sein“, so die Hoffnung. Unterstützen könnte auch der Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank, „drei Schritte nach unten haben wir heuer schon gesehen, wir rechnen mit einer weiteren im Dezember und bis zu vier im nächsten Jahr, dann würde der Dreimonats-Euribor Ende 2025 rund um zwei Prozent liegen“. Auch das sollte zur Stimmungsaufhellung beitragen, sagt Hengl.

Standortpolitisch sieht er indes „dringenden Handlungsbedarf“, um hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit wieder in die Spur zu kommen, das gelte für Österreich und ganz Europa. Es brauche Impulse, um die Investitionsbereitschaft der Unternehmen wieder zu wecken. Hinsichtlich der Budgetnöte der öffentlichen Hand hält Hengl zwar das Durchforsten staatlicher Ausgaben für essenziell, vor „radikalen Sparprogrammen in Europa“ warnt er aber. Gefragt seien vielmehr kluge Förderungen von produktiven Investitionen, um Wachstum und damit auch Einnahmen sicherzustellen.

Aktuell sei die Bank Austria auch in Finanzierungsprojekten und in der Förderberatung für die Wasserstoff-Pilotregion engagiert. Wie berichtet, positionieren sich dabei die Steiermark, Kärnten und Oberösterreich gemeinsam als „Hydrogen Valley“ für die Produktion von grünem Wasserstoff. Das umfasst 17 Projekte mit einem Volumen von 578 Millionen Euro.

Lage in Kärnten: Wirtschaft schrumpft erneut

Die Kärntner Wirtschaft wird heuer ebenfalls das zweite Jahr in Folge schrumpfen, wie die Konjunkturdaten der Bank Austria (BA) zeigen. „Nach einem Rückgang von 0,7 Prozent im Vorjahr gehen wir heuer von einem Minus des Regionalprodukts von real 0,9 Prozent aus“, so der Kärntner Landesdirektor Thomas Haslauer. Hauptverantwortlich für die schwache Konjunktur seien die Entwicklungen in der Industrie, der Bauwirtschaft sowie im Dienstleistungsbereich und im Handel. Im kommenden Jahr, so die BA-Prognose, sollte jedoch „die Rückkehr auf den Wachstumspfad möglich sein und ein Plus im Bereich von 1,5 Prozent erzielt werden können“, sagt Haslauer.

Nach Sektoren aufgeschlüsselt, belasten heuer vor allem die Elektronikindustrie, der Maschinenbau, die Holzindustrie sowie – gegen den Österreichtrend – die pharmazeutische Industrie die Kärntner Industriekonjunktur. Das spiegelt sich auch bei den Exporten wider, die Bankökonomen rechnen für 2024 mit einem Rückgang der Warenausfuhren auf unter neun Milliarden Euro – nach 9,5 Milliarden Euro im Vorjahr. „Robust“, so Haslauer, zeige sich hingegen weiterhin der Tourismus. „Die Zahl der Übernachtungen dürfte im Gesamtjahr 2024 mit 13,2 Millionen im Bereich des hohen Niveaus des Vorjahres liegen.“ Kärnten verzeichnete in den ersten drei Quartalen mit 4,6 Prozent den schwächsten Anstieg der Arbeitslosenzahl von allen Bundesländern. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote werde heuer auf 7,4 Prozent steigen, nach 7,1 Prozent im Vorjahr.

Kärntner BA-Landesdirektor Thomas Haslauer
Kärntner BA-Landesdirektor Thomas Haslauer © Manuel Hanschitz

Lage in der Steiermark: Abermals ein deutlicher Rückgang

Die bekanntlich stark industriegeprägte Steiermark bekomme die gegenwärtige Rezession besonders stark zu spüren – das zeigen auch die aktuellen Konjunkturdaten der Bank Austria (BA), wie der steirische Landesdirektor Christian Strobel-Ludwig betont. „Wir sind vor allem von der Krise in der deutschen Automobilindustrie betroffen.“ Insgesamt gehe man heuer von einem Rückgang der steirischen Wirtschaftsleistung von 1,5 Prozent aus – nach einem Minus von 1,7 Prozent im Vorjahr. „Für 2025 sollte wieder ein positives Wachstum im Bereich von einem Prozent möglich sein“, so Strobel-Ludwig. Neben der Zulieferindustrie belaste auch die schwache Konjunktur in der Metall- und Holzindustrie die steirische Industriekonjunktur.

„Relativ robust zeigt sich hingegen gegen den Österreichtrend der Maschinenbau“, heißt es in der BA-Analyse. „Das raue Konjunkturklima“ schlage sich auch in der Exportstatistik nieder, die steirischen Warenexporte dürften 2024 voraussichtlich auf unter 27 Milliarden Euro sinken, nach einem Exportvolumen von 28,7 Milliarden Euro im Vorjahr. Auch die Bauindustrie stecke weiterhin in einer tiefen Rezession. All das sorge dafür, dass die durchschnittliche Arbeitslosenquote in der Steiermark von 5,5 Prozent im Vorjahr auf voraussichtlich 6,1 Prozent in diesem Jahr steigen wird. Eine Wachstumsstütze, so Strobel-Ludwig, bleibe der steirische Tourismus, die Übernachtungen sollten heuer um knapp zwei Prozent steigen und ein Rekordhoch von rund 14 Millionen erreichen.

Steirischer BA-Landesdirektor Christian Strobel-Ludwig
Steirischer BA-Landesdirektor Christian Strobel-Ludwig © Manuel Hanschitz