Eigentlich ist er ja gelernter Tischler. Die Arbeit mit Holz hat Christoph Steinwender auch immer „voll getaugt“, wie er sagt. Nach seinen Gesellenjahren und zwei Jahren als Montagetischler entpuppte sich der Job für den Kärntner allerdings als „verdiensttechnisch nicht berauschend.“ Es war ihm „einfach zu wenig Geld.“ Steinwender brachte das Problem im Freundes- und Bekanntenkreis zur Sprache und bekam den Hinweis, dass ein Kärntner Abfallentsorgungsunternehmen gerade Lkw-Fahrer suchte. „Ich bin rüber, hab‘ mich beworben und bin geblieben. Das ist jetzt 18 Jahre her“, sagt der 39-Jährige. Den Lkw-Führerschein hatte er bereits beim Bundesheer gemacht.
Anders als in seiner Zeit als Montagetischler ist Steinwender jetzt abends immer daheim und hat an Wochenenden und Feiertagen frei, was bei Lkw-Fahrern in der Güterbeförderung freilich die Ausnahme ist. Ab spätestens 6 Uhr morgens ist er für seinen Dienstgeber im Einsatz und bringt es pro Tag – je nachdem, welche Tour man ihm gerade zusammengestellt hat – auf 80 bis 400 Kilometer auf der Straße. Der Jahresschnitt? „35.000 Kilometer – meist auf Freilandstraßen“, sagt Steinwender. In der Realität sieht er seine beiden Kinder (5 und 9 Jahre alt) unter der Woche freilich selten, wenn sie noch munter sind. „Wenn ich in der Früh zur Arbeit gehe, schlafen sie noch, wenn ich zurückkomme, sind sie meistens schon im Bett.“
Und damit sind wir auch schon bei den Schattenseiten des Berufs – bei den sogenannten täglichen Einsatzzeiten, die gesetzlich erlaubt sind und inklusive aller Pausen, Lenkzeiten, Be- und Entladung, deutlich mehr als 10 Stunden pro Tag umfassen dürfen, die definitiv nicht fürs Privatleben zur Verfügung stehen. Dass man in der Güterbeförderung nach wie vor sehr selten Frauen am Steuer von Lkw sieht und generell personelle Unterbesetzung an Fahrern herrscht, hängt wohl stark mit eben diesen Einsatzzeiten zusammen, so auch Steinwenders Befund.
In der Steiermark ergab etwa eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftskammer, dass von den grob geschätzt rund 1000 steirischen Transporteuren, bei denen für Fahrer ein C-Führerschein (meist samt Klasse E für Anhänger) erforderlich ist, fast jeder Zweite nach Personal sucht. Ein typisches Bild für ganz Österreich. „Es herrscht permanent Fahrermangel – zumal auch noch der demografische Wandel auf uns zukommt, und in den nächsten fünf Jahren viele der jetzt berufstätigen Fahrer in Pension gehen“, heißt es auch seitens der Kärntner Wirtschaftskammer.
Warum es kaum möglich ist, exakte Zahlen zum Personalbedarf zu nennen, ist der Umstand, dass nicht nur in der klassischen Güterbeförderung Lkw-Fahrer benötigt werden, sondern auch im Werkverkehr, beispielsweise von Handel oder Bau – hier kann zwar eine Gewerbeberechtigung in der Güterbeförderung vorliegen, muss aber nicht. Ein offenes Geheimnis ist, wie die steirische WKO-Fachgruppengeschäftsführerin Anja Krenn erklärt, dass Branchen mit besseren Kollektivverträgen Lkw-Fahrer abwerben – etwa in der stein- und keramischen Industrie, um nur ein Beispiel zu nennen: „Ein klassischer Kipper mit Schotter-Ladung fällt darunter.“
2500 bis 2800 Euro netto
Durch die Lohnsteigerungen in der Güterbeförderung in den letzten drei Jahren sei die Differenz zu anderen Branchen allerdings geschrumpft. Fakt ist dennoch: Von den gewerblich genutzten Lkw in Österreich sind nur um die 15 Prozent im Fuhrgewerbe eingesetzt, rund 85 Prozent entfallen auf Werkverkehr. „Und alle haben Bedarf an Berufskraftfahrern.“ Eine der erfreulichen Nebenwirkungen für qualifizierte Bewerber ist die Bezahlung über KV, vor allem, wenn erhöhter körperlicher Einsatz gefordert ist und Arbeitszeiten besonders schwierig sind. Dann sind laut Branchenvertreter auch 2500 bis 2800 Euro netto pro Monat möglich.