Acht Monate nachdem die ÖBB und das Land Kärnten eine Absichtserklärung unterzeichnet haben, setzt die Wirtschaftskammer einen Weckruf ab. Von gegenseitigem Verständnis könne heute keine Rede mehr sein. Die Entwicklung der Logistikdrehscheibe rund um das Logistik Center Austria Süd (LCA Süd) geht Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl zu langsam: „Wir sind unserem Ziel, Fürnitz zu einem europaweiten Logistik-Hub auszubauen keinen Schritt nähergekommen. Die ÖBB sind gefordert, ihre Zusagen zügig auf Schiene zu bringen.“
Ende Februar wurde mit ÖBB-CEO Andreas Matthä und Infrastruktur-Vorstand Johann Pluy festgehalten, dass noch heuer zwei Millionen Euro in den Ausbauplan des Terminals fließen. Laut der Rahmenvereinbarung sind für 2025 Investitionen von 24,4 Millionen Euro vorgesehen sowie für 2026 und 2027 ähnlich hohe Beträge.
„Wollen endlich Taten sehen“
Laut Mandl sehe die Realität anders aus: Während soeben 70 Millionen Euro in zusätzliche Krananlagen und Lagerkapazitäten in das Cargo Center Graz (CCG) investiert wurden, würden in Fürnitz die Gänseblümchen zwischen den verwaisten Gleisen wachsen. Erst vor wenigen Tagen wurde der Bahnanschluss des CCG an die neue Koralmbahn in Betrieb genommen sowie mit der künftigen schnellen Verbindung in die Mittelmeerhäfen Koper, Triest und Genua geworben. Diese Fortschritte würden zeigen, so der WK-Präsident, dass Kärnten dramatisch an Tempo und Professionalität zulegen müsse: „Der Ball liegt bei den ÖBB, wir wollen endlich Taten sehen.“
ÖBB: „Planungen können starten“
In einer Aussendung berufen sich die ÖBB auf grünes Licht vom Aufsichtsrat der Infrastruktur AG der Bundesbahnen im Herbst 2024: „Die Planungsmittel für die ersten zwei Ausbaustufen wurden freigegeben. Somit können jetzt die Planungen für die Umsetzung der nächsten infrastrukturellen Schritte starten.“ Im Rahmenplan des Klimaschutzministeriums seien dafür bis 2029 rund 73 Millionen Euro vorgesehen. Parallel dazu entwickle die Geschäftsführung des LCAS ein Standortkonzept für Betriebsansiedelungen, um künftig noch attraktiver im Güterverkehr-Bereich zu werden.
In Richtung Wirtschaftskammer heißt es: „Nicht nur der Infrastrukturausbau ist entscheidend, es sind auch von allen Projektpartnern Firmen für den Standort zu begeistern.“ Die bestehende Infrastruktur in Fürnitz biete zurzeit noch freie Kapazitäten, sodass bereits heute mehr Güter umgeschlagen werden könnten. „Die ÖBB freuen sich, wenn alle Partner, wie vereinbart, weiterhin an einem Strang ziehen.“
Politische Reaktionen
Logistik- und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig (ÖVP) kritisiert, dass es in Wien zu schleppend vorangeht: „Der Zeitplan der ÖBB ist für mich derzeit nicht ambitioniert genug. Es muss endlich verbindlich ausgebaut werden, sonst gerät Kärnten als Standort trotz bester geografischer Lage an der Koralmbahn ins Hintertreffen.“
Die Chancen, die der Zollkorridor nach Triest und ein ausgebauter Logistikstandort in Fürnitz bieten würden, wurden verschlafen, heißt es von der FPÖ und deren Klubobmann Erwin Angerer. Es sei zu wenig, sich ständig nur auf die ÖBB auszureden. Team-Kärnten-Chef Gerhard Köfer fordert: „Es gilt ehestmöglich in die Phase von Investitionen zu kommen.“ Das Terminal müsse saniert, auf den neuesten Stand gebracht und erweitert werden. Gerade auch in Verbindung mit der Koralmbahn sei Logistik eine der Wachstums- und Zukunftsbranchen für Kärnten überhaupt.