Die Reihe an Forderungen an die nächste - wohl noch länger nicht fixierte - Regierung aus der Wirtschaft setzt sich fort. So zeigt eine Umfrage des KSV1870 unter 1.300 Firmen, dass es den Unternehmen dabei nicht mehr nur um die Lösung von „alten Klassikern“ wie der Senkung von Lohnnebenkosten, Steuern und Bürokratie geht. Es brauche auch Lösungen für „drängende, aktuelle, dazugekommene Probleme“. Dabei geht es etwa um Reformen des Arbeitslosengeldes und des Bildungssystems.

Grundsätzlich zeigt das Umfrageergebnis laut KSV, dass die Geschäftslage der Unternehmen seit drei Jahren auf konstant niedrigem Niveau verharrt. Die Umsätze stagnierten, immer weniger Betriebe schrieben zum Jahresende Gewinne. Um die „Negativspirale“ zu durchbrechen müsse sich neben der Lösung der beschriebenen „alten Klassiker“ auch „Arbeit wieder lohnen“. Dahingehend gehöre unter anderem auch die derzeitige Regelung des Arbeitslosengeldes erneuert, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Umfrage.

„Überbordende Bürokratie als Totengräber“

So müsse – neben einer Absenkung der Lohnnebenkosten – die Differenz zwischen Arbeitslosengeld und Mindestlohn größer werden. So würde der Faktor Arbeit grundsätzlich attraktiver. Zwar ist zuletzt die Arbeitslosigkeit gestiegen, trotzdem gibt es in vielen Branchen nicht nur einen Fachkräfte sondern einen generellen Arbeitskräftemangel, dem es zu begegnen gilt. Auch Überstunden sollten steuerfrei werden, wünschen sich viele Unternehmen laut Umfrage.

Die kleinen und mittleren Betriebe (KMU) - die 99 Prozent der heimischen Unternehmen ausmachen – bedeute der „Bürokratie-Overload“ neben der administrativen Belastung, dass sie Ressourcen fürs Kerngeschäft verlieren würden. Die Mittel, Mitarbeiter eigens für solche Tätigkeiten anzustellen, fehlten. „Eine überbordende Bürokratie kann insbesondere für KMU sehr schnell zum Totengräber werden“, so KSV-Chef Ricardo-José Vybiral. „In Zeiten ausufernder Regulatorik muss der Fokus auf den Bürokratieabbau gerichtet werden. Nur so werden in der aktuellen Wirtschaftslage Ressourcen frei, die für mehr Handlungsspielraum in den Betrieben sorgen.“

KSV-Chef Ricardo-José Vybiral
KSV-Chef Ricardo-José Vybiral © KSV

Umfassende Bildungsreform gefordert

Als dringlich wird seitens der Betriebe zudem eine umfassende Bildungsreform mit einem praxisorientierten Fokus eingestuft. „Viele Unternehmensvertreter berichten uns, dass sich die schulische Ausbildung nach wie vor zu wenig an den Anforderungen einer modernen Wirtschaft orientiert“, so Vybiral. Der Arbeitskräftemangel verschärfe die Lage zusätzlich. „Im Bereich der Bildung braucht es neue Konzepte und Ansätze, um den aktuellen Entwicklungen zu begegnen. Das Thema ist essenziell, damit die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und auf ausreichend Expertinnen und Experten zurückgreifen können, um Aufträge bearbeiten zu können“, so der KSV-Vertreter.

Weiters zeigt die Umfrage, dass die Firmen auch weiterhin eine Senkung der Energiekosten ersehnen. Wünschen würden sie sich auch gezieltere Unterstützung für KMU.

„Monatelanger Stillstand wäre Gift“

Angesichts dieser anhaltend negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung braucht es Rahmenbedingungen, die es den Unternehmen ermöglichen, wieder positiv zu wirtschaften. „Für die Betriebe ist eine rasche Regierungsbildung maßgeblich, damit zentrale, systemische Schwachstellen rasch behoben werden. Monatelanger Stillstand wäre in der aktuellen Phase Gift für die Unternehmen“, erklärt Vybiral.