Über Jahrzehnte hat es sich bewährt, an der Leine des russischen Bären zu hängen. Eine Leine in Gestalt von Pipelines, die billiges Gas nach Österreich transportieren. Die 1969 geschmiedete Abhängigkeit von Moskau wurde, das zeigt eine Analyse der Energieagentur, bewusst in Kauf genommen, von Russland gezielt gefördert und von der Wirtschaft lange zum eigenen Vorteil genutzt. Die Gefahr einer Eskalation wurde ausgeblendet, die Asymmetrie ignoriert. Der Anteil russischer Gasimporte am Verbrauch kletterte auf bis zu 80 Prozent und lag im Zeitraum bis 2020 bei 60 Prozent. Die Politik delegierte die kritische Gasversorgung an die OMV. Es gab zwar Warnungen, doch Diversifizierungsversuche scheiterten zumeist. Seit zweieinhalb Jahren versucht sich die Republik aus diesen Fesseln zu befreien. Der 2018 verlängerte Liefervertrag mit der Gazprom sieht vor, dass Österreich das Gas bis 2040 abnehmen muss. Im September betrug der Anteil russischen Erdgases an den Gasimporten 86 Prozent. Sollte die Ukraine 2025 kein Gas mehr durchleiten, sei keine Mangellage zu befürchten, verspricht das Energieministerium. Die Gasspeicher sind zu 85 Prozent gefüllt, der Gasverbrauch um fast ein Viertel gesunken, die Gasversorgung wurde diversifiziert und es gebe ausreichend Möglichkeiten für Importe aus Deutschland und Italien.