Der US-Starinvestor Warren Buffett hat mit Berkshire Hathaway weitere Anteile an Apple verkauft. Laut des Quartalsberichts des Unternehmens am vergangenen Wochenende hat die Holding Anteile des iPhone-Herstellers im Wert von rund 70 Milliarden US-Dollar veräußert. Damit hat Berkshire rechnerisch rund 25 Prozent seiner 400 Millionen Apple-Aktien verkauft, welche sie ins dritte Quartal mitgenommen hatten. Zu Jahresbeginn besaß die Beteiligungsgesellschaft von Warren Buffett noch rund 900 Millionen Anteilsscheine von Apple.

Warren Buffett, Chairman und CEO von Berkshire Hathaway
Warren Buffett, Chairman und CEO von Berkshire Hathaway © AP / Nati Harnik

Selbst nach dem Verkauf der Papiere ist Apple immer noch die größte Position von Berkshire Hathaway. Noch im Mai hatte er beim jährlichen Investorentreffen den iPhone-Hersteller als „besseres Investment“ als Coca-Cola und American Express beschrieben. Anteilsscheine von diesen beiden Unternehmen sind weitere Schwergewichte seines Portfolios. Bei der Veranstaltung deutete er an, dass er sich wegen steuerlichen Gründen von Apple-Aktien trennen wolle. Aufgrund der hohen Staatsschulden der USA geht der Investor in Zukunft von einer höheren Steuerlast aus. Darüber hinaus senkte Buffett seine Beteiligungen an der Bank of America erneut.

Rekordgeldbestand bei Berkshire Hathaway

Mit einem Bargeldbestand von 325,2 Milliarden Dollar hat dieser einen Rekordwert in der Geschichte von Berkshire Hathaway erreicht. Bei der Aktionärsversammlung hatte Buffett ebenfalls angekündigt, dass ihn aufgrund der aktuellen Lage ein hoher Geldbestand nicht stören würde. So blieb die Holding im vergangenen Quartal mit neuen Akquisen zurückhaltend.

Im Tagesgeschäft machten die Beteiligungen von Berkshire Hathaway im Quartal einen operativen Gewinn von 10,1 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Minus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Abtrieb gab das den Papieren von Berkshire Hathaway allerdings lediglich zu Wochenanfang.

Mit einem Preis von 695.878,30 US-Dollar je Aktie am Freitag nach US-Börsenschluss sind Wertpapiere von Berkshire Hathaway (Class A) die teuersten weltweit. Im August hatte der Konzern erstmal die Schwelle von einer Billion Dollar Marktwert durchbrochen. Damit befindet sich Berkshire Hathaway in einer Größenordnung mit den Techriesen Apple, Microsoft, Amazon, Nvidia, Meta und Alphabet.

Durch den Hurrikan „Milton“ rechnet der Konzern mit Schäden in einer Höhe von rund 1,3 bis 1,5 Milliarden Dollar. Diese werden allerdings erst im vierten Quartal verbucht.

Berkshire Hathaway bereitet sich auf Zeit ohne Buffett vor

Warren Buffett ist eine besondere Figur – manche bezeichnen ihn als Legende. Er ist nicht nur einer der erfolgreichsten und besten Investoren unserer Zeit, sondern auch der am längsten amtierende CEO eines amerikanischen Großkonzerns. Seit 1965 steht der inzwischen 94-Jährige an der Spitze von Berkshire Hathaway. Aktuell stellt Buffett die Weichen, damit die Holding auch ohne ihn in eine starke Zukunft gehen kann. Bei der diesjährigen Aktionärsversammlung trat er erstmals seit 1978 ohne seinen langjährigen Geschäftspartner und Freund Charlie Munger auf. Dieser war im vergangenen November verstorben.

Dafür nahmen an dem Treffen zwei Personen teil, welche die Zukunft des Unternehmens mitgestalten sollen: Greg Abel und Ajit Jain. Aktuell lenkt Buffett als One-Man-Show die Geschicke von Berkshire Hathaway. Greg Abel hatte in der Vergangenheit die Energiegeschäfte geführt und soll den CEO-Posten der Holding übernehmen. Ajit Jain soll weiterhin die Versicherungssparte verantworten. Das milliardenschwere Portfolio sollen die Investmentmanager Ted Weschler und Todd Combs verwalten. Darüber hinaus soll der älteste Sohn von Warren Buffett, Howard, als Verwaltungschef über die unternehmensinterne Kultur von Berkshire Hathaway wachen.

Warren Buffett: Von klein auf geschäftstüchtig

Die Fußstapfen für dieses Team sind groß. Im zarten Alter von sechs Jahren begann der junge Buffett mit dem Verkaufen von Kaugummi, um sein erstes Geld zu verdienen. Über Jahre verdiente er sich mit verschiedenen Jobs wie Zeitungsaustragen Geld und beschäftigte sich mit dem Investieren. Er beschloss bei seinem Lieblingsautor des Buchs „The Intelligent Investor“, Benjamin Graham, an der Columbia Business School zu studieren. Über Umwege setzte er im Jahr 1956 die Buffett Partnership auf, seine Investmentpartnerschaft.

Mit dieser konzentrierte er sich auf kleinere Unternehmen, bis er den Juristen Charlie Munger im Jahr 1959 kennenlernte. Dieser überzeugte ihn, seine Investments weg von kleinen Unternehmen hin zu größeren Unternehmen mit einem fairen Preis zu verlagern. Im Jahr 1969 löste Buffett die Buffett Partnership auf, mit einem damaligen Kapital von 105 Millionen Dollar.

Buffett und Munger beim jährlichen Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway.
Buffett und Munger beim jährlichen Aktionärstreffen von Berkshire Hathaway. © Levine Roberts

Wie Berkshire Hathaway das größte (und letzte) Konglomerat Amerikas wurde

Bereits zuvor hatte er mit seiner Partnership die Textilfabrik Berkshire Hathaway erworben. Da deren Geschäft nicht gut lief, beschloss er, diese in eine Investmentholding umzubauen. Mit dieser erlangte er größere Bekanntheit, mit großen Beteiligungen etwa an Coca-Cola, Walt Disney oder Wells Fargo.

Doch der wichtigste Bestandteil des Konglomerats sind die Versicherungssparte, das Energie- und Industriegeschäft sowie mittelständische Firmen. So ist Berkshire Hathaway inzwischen einer der größten Versicherer der Welt und einer der größten Energieproduzenten der USA. Dabei setzt er sowohl auf fossile als auch auf erneuerbare Energien.

Durch gute Margen und geringe Schadenkosten konnte Berkshire über Jahrzehnte mit dem Versicherungsgeschäft Überschüsse erwirtschaften und diese investieren. Allerdings steht diese Sparte vor einem Umbruch. Aufgrund der häufigeren Katastrophen und Hurrikans könnten diese das Versicherungsgeschäft belasten. Auch für die Energieversorger ist das ein Problem. So mussten Energieunternehmen in den USA in der Vergangenheit wiederholt für Milliardenschäden aufkommen, weil sie für Waldbrände verantwortlich gemacht wurden.

Abseits des Aktienportfolios wurde von Berkshire auch in rund 80 kleine und mittelständische Unternehmen investiert. So gehört beispielsweise der Batteriehersteller Duracell zum Konglomerat von Warren Buffett. Im Gegensatz zu Private-Equity-Investoren hat Berkshire bei diesen Übernahmen allerdings das Ziel, diese für immer zu behalten.

Duracell gehört zum Berkshire Hathaway.
Duracell gehört zum Berkshire Hathaway. © Hunter Blissx

Inzwischen ist der massive Erfolg von Warren Buffett aber auch ein Problem. Mit den gigantischen Summen, mit denen Berkshire Hathaway inzwischen hantiert, ist eine Wiederholung des bisherigen Erfolgs schwierig. Denn eine Investition, die sich im Portfolio des Unternehmens bemerkbar macht, muss inzwischen eine ziemlich hohe Größenordnung erreichen. So gibt es laut Buffett lediglich eine Handvoll Unternehmen in den USA, welche für ein nennenswertes Investment überhaupt infrage kommen.