Der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit, fordert angesichts der alarmierenden Arbeitsmarktzahlen und steigenden Arbeitslosigkeit einen sofortigen Stopp der Arbeitsmigrationsmaßnahmen wie der Rot-Weiß-Rot-Card. „Es ist inakzeptabel, dass Arbeitskräfte aus Drittstaaten ins Land geholt werden, während hierzulande immer mehr Menschen ihre Jobs verlieren oder in prekären Verhältnissen arbeiten müssen.“ Es müssen vielmehr jene ausgebildet werden, die bereits im Land sind, fordert der 53-jährige Steirer. „Es bedarf einer dringenden Initiative und Investitionen der kommenden Bundesregierung: Wer Fachkräfte für die Zukunft haben will, muss sie ausbilden.“

Laut den neuesten Zahlen des Arbeitsministeriums waren Ende Oktober 371.648 Menschen in Österreich arbeitslos, was einem Anstieg von über 32.700 Personen gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die steigende Zahl von Arbeitslosen über 50 Jahren zeige, dass der Bedarf an Arbeitsplätzen für inländische Arbeitskräfte akut sei, so der Gewerkschafter.

„Schlag ins Gesicht der Arbeitnehmer“

Hebenstreit kritisiert auch den Missbrauch von Arbeitsmigrationsregeln in Branchen wie Gastronomie und Tourismus sowie jetzt auch Industrie. „Diese Branchen nutzen die Arbeitsmigration, um Ausbildungsplätze zu reduzieren und Löhne niedrig zu halten. Solche Maßnahmen sind ein Schlag ins Gesicht für alle Arbeitnehmer in Österreich.“

Die Argumente der Wirtschaft, dass es nicht genügend Arbeitskräfte gäbe, lässt Hebenstreit nicht gelten. Die Arbeitslosigkeit steigt, die offenen Stellen gehen zurück. „Es gibt also mehr als genug Arbeitskräfte im Land. Das Problem ist, dass viele Arbeitgeber keine Bereitschaft zeigen, faire Arbeitsbedingungen sowie Löhne zu bieten und sich sogar weigern, Fachkräfte auszubilden. Stattdessen werden Löhne gedrückt und Arbeitskräfte aus Staaten außerhalb der EU geholt, um die Profite zu maximieren.“

„Fokus auf heimische Beschäftigung legen“

Hebenstreit fordert die Unternehmen auf, in Ausbildung und faire Bezahlung inländischer Arbeitskräfte zu investieren und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und gerechte Arbeitsplatzentwicklung zu schaffen. „Wir brauchen eine aktive Wirtschaftspolitik, die den Bedürfnissen der im Land lebenden Arbeitnehmer Vorrang gibt. Die Rot-Weiß-Rot-Card und ähnliche Arbeitsmigrationsprogramme sind aktuell völlig fehl am Platz und sollten sofort gestoppt werden.“ Zudem appelliert Hebenstreit an die zukünftige Bundesregierung, den Arbeitsmarkt mit gezielten Maßnahmen zu stabilisieren und sicherzustellen. „Es ist höchste Zeit, dass wir den Fokus auf die Stabilisierung der heimischen Beschäftigung legen.“