Die Volkswagen-Kernmarke VW steckt in einer schweren Krise. Zu Beginn dieser Woche hatte Betriebsratschefin Daniela Cavallo über Pläne von VW berichtet, mindestens drei Werke in Deutschland schließen zu wollen, Zehntausende Arbeitsplätze abzubauen und die Tariflöhne pauschal um 10 Prozent zu kürzen. Zudem verzeichnete der Konzern im abgelaufenen Quartal einen Gewinneinbruch. Die Hiobsbotschaften sorgen auch in der bedeutenden österreichischen Autozulieferindustrie für tiefe Sorgenfalten.
Beatrix Keim, Expertin und Direktorin beim Center Automotive Research in Deutschland, sieht mehrere Gründe für die Misere. Neben der gegenwärtigen globalen Marktlage und der in Europa stockenden E-Auto-Absätze benennt sie auch VW-interne Themen. Zwar sei es nicht so, dass VW in den vergangenen Jahren gar nicht gegengesteuert habe, so seien teilweise Stellen nicht mehr nachbesetzt worden, wie Keim in der ZiB2 am Donnerstagabend ausführt. Doch VW sei traditionell „stark gewerkschaftlich organisiert“. Das sei teils hinderlich. Vor allem nennt Keim „die große Komplexität des Gesamtkonzerns sowie der Marke VW“ als einen Grund für die Situation. Die große Marken-, Modell- sowie Variantenvielfalt sorge auch für entsprechend höhere Kosten.
Im Gegensatz zu China stocke die E-Mobilität in Europa, in Deutschland, so Keim, sei das auch selbstverschuldet. So sei es im Vorjahr zu einem „Kommunikationsdesaster“ gekommen, indem „von heute auf morgen die Umweltprämie ausgesetzt wurde“. Das sei „fast schon ein Todesstoß“ gewesen.
Die Folgen für Österreichs Zulieferer sieht Keim differenziert: „Es hängt davon ab, wer was an welches Werk liefert“. Da aber bereits seit zwei Jahren nicht so viele Teile bestellt werden, würden Österreichs Zulieferer „mit dran hängen“.
„Da haben wir eben keine Wettbewerbsvorteile“
Für den Ifo-Präsidenten Clemens Fuest kommt die VW-Krise nicht unerwartet. „Ja, die Lage ist schon sehr ernst“, sagte Fuest am Donnerstag im ZDF. „Man muss allerdings sagen, dass das nicht wirklich überraschend kommt.“ Es gebe bereits längere Zeit Probleme bei VW. So sei unter dem früheren Chef Herbert Diess bereits diskutiert worden, ob Stellen abgebaut werden müssten. „Da ist manches auf die lange Bank geschoben worden.“
Zudem sei längst bekannt, dass mit der Elektromobilität die Wertschöpfung aus Deutschland abwandern werde, da Batterien hauptsächlich aus dem Ausland kämen. „Da haben wir eben keine Wettbewerbsvorteile. Und das bedeutet, dass diese Industrie wohl schrumpfen wird“, sagte der Ökonom. An diesen Strukturwandel müsse man sich anpassen. Das bedeute, dass Beschäftigte in anderen Bereichen Arbeit finden müssten.