Der Autokonzern Stellantis hat heuer im dritten Quartal wegen seiner Probleme auf dem wichtigen nordamerikanischen Markt einen massiven Umsatzknick verzeichnet. Die Erlöse sackten im Jahresvergleich um mehr als ein Viertel auf 33 Mrd. Euro ab, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das war deutlich weniger als von Analysten ohnehin befürchtet.

Der Anbieter von Marken wie Peugeot, Citroen, Fiat, Chrysler, Jeep und Alfa Romeo hatte, wie bereits bekannt, im dritten Quartal nur 1,15 Millionen Autos verkauft und damit um ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor. Der neue Stellantis-Finanzchef Doug Ostermann verwies auf die hohen auf Lager stehenden Autobestände vor allem in den USA, zudem hätten sich Modellanläufe in Europa aufgrund von Qualitätsanforderungen verzögert.

20 neue Modelle von Stellantis

Stellantis bringt nach eigenen Angaben heuer insgesamt fast 20 neue Modelle auf den Markt. Das sorgt in der Übergangszeit während der Markteinführung zusätzlich für stotternde Verkäufe. Das Unternehmen zeigte sich mit dem Auftragseingang für neue Autos aber zufrieden. Für den Start des Verkaufs von importierten Autos des chinesischen Elektroautobauers Leapmotor in Europa stünden zudem 200 Händler bereit. Stellantis hatte mit Leapmotor ein Gemeinschaftsunternehmen gegründet und sich an den Chinesen beteiligt.

Das sind die Stellantis-Probleme in den USA

In den USA stehen zu viele Autos der Stellantis-Marken unverkauft auf den Höfen der Händler und auf den Lagerparkplätzen der Fabriken. Das drückt tendenziell auf die Verkaufspreise. Händler hatten sich beschwert, dass Stellantis trotz stockender Verkäufe lange munter weiterproduzierte und ihnen Autos auf den Hof stellte, dem Vertrieb aber nicht genügend Möglichkeiten gab, Verkaufsrabatte einzuräumen. In den USA macht der Autobauer mit großen SUV und Pick-ups üblicherweise den Löwenanteil seines Gewinns.

Stellantis drosselt Produktion und gibt Prozente

Stellantis-Chef Carlos Tavares hat infolge der Probleme die Produktion gedrosselt und Geld in die Hand genommen, um über Rabatte den Verkauf anzukurbeln und die Bestände zu senken. Der Manager hatte dafür Ende September seine Gewinnprognose harsch eingedampft und damit die Anleger schockiert. Ex-Finanzchefin Natalie Knight wurde kurzerhand durch Ostermann ersetzt. Tavares selbst hat noch einen Vertrag beim Konzern bis Anfang 2026, eine Nachfolge wird bereits gesucht.

Neue Probleme, die Politik übt scharfe Kritik

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat dem Verwaltungsratspräsidenten der Autobauer Stellantis und Ferrari, John Elkann, Respektlosigkeit gegenüber dem Parlament vorgeworfen. Elkann hat sich mit seinem Beschluss, vor dem Parlament in Rom nicht über die Pläne seiner Unternehmen zur Autoproduktion in Italien zu berichten, viel Kritik zugezogen.

Der Fiat-Erbe folgte nicht dem Aufruf der Industriekommission der Abgeordnetenkammer, die ihn gebeten hatte, vor den Parlamentskammern in Rom über die künftige Stellantis-Strategie in Italien zu referieren, nachdem Gerüchte über mögliche Schließungen von Fabriken kursierten. Damit zog er sich viel Kritik zu, auch seitens der Ministerpräsidentin.

Alle Parteien kritisieren Stellantis-Präsident Elkann

„Elkann begreift nicht, dass Italien eine parlamentarische Republik ist. Ich hätte diese Respektlosigkeit gegenüber dem Parlament vermieden“, sagte Meloni, Gast der am Mittwochabend von RAI 1 geendeten Politshow „Porta a Porta“.

Auch die Parteien bezeichneten Elkanns Beschluss, nicht vor dem Parlament zu erscheinen, als „respektlos“. Der Unternehmer erklärte sich zwar zu einem „offenen und respektvollen Dialog“ mit den italienischen Institutionen bereit, betonte jedoch, dass er vorerst keine Neuigkeiten zu berichten habe und dass er bereits Gespräche mit dem Industrieministerium in Rom führe.