Für das nahende Jahr 2025 stehen, wie berichtet, Erhöhungen bei den Stromnetzentgelten an. In der Steiermark, wo die Netzgebühren ohnehin über dem Bundesschnitt liegen, fallen auch die Anpassungen überdurchschnittlich aus. Laut der zuständigen Regulierungsbehörde E-Control, die die Netzgebühren jeweils per Verordnung festlegt, steigen die Stromnetzentgelte 2025 im Bundesschnitt um 23 Prozent von 7,53 Cent/Kilowattstunde auf dann 9,27 Cent/kWh. Auf das Gesamtjahr gerechnet (für einen „Musterkunden“ mit einem Jahresstromverbrauch von 3500 kWh) ergibt sich so eine Verteuerung von 72,83 Euro.
Hauptgrund für den Anstieg: die enormen Netzinvestitionen, die aufgrund der Erneuerbaren Stromerzeugung (insbesondere der Tausenden neuen PV-Anlagen) nötig sind. Die Energienetze Steiermark investieren 2024 beispielsweise gut 170 Millionen Euro in das Netz, das setzt sich aus 766 Einzelprojekten zusammen – von Umspannwerken über Trafostationen bis hin zur Verstärkung von Anlagen und Trassen. Ein Allzeithoch. Bis 2030 sind insgesamt gut 1,5 Milliarden Euro für Netzinvestitionen in der Steiermark eingeplant.
Überdurchschnittlicher Anstieg in der Steiermark
Steiermarkweit fällt der Anstieg der Netzentgelte 2025 überdurchschnittlich aus: Die E-Control, die die Verordnung zwar jeweils erst im Laufe des Dezembers final vorlegt, hat vor Kurzem im Rahmen einer Fachveranstaltung ihre Berechnungen für das nächste Jahr vorgelegt. Demnach beträgt der Anstieg der Netzentgelte in der Steiermark 29 Prozent von 8,43 auf 10,87 Cent/kWh – umgerechnet auf einen Durchschnittshaushalt (Jahresstromverbrauch von 3500 kWh) ergibt sich eine Mehrbelastung von 102,6 Euro im Jahr.
Graz bildet eine Ausnahme
Eine Ausnahme – und das für fast ganz Österreich – bildet indes Graz. Auf jener Folie, die von E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch im Rahmen der Veranstaltung präsentiert wurde, ist die steirische Landeshauptstadt überhaupt der einzige Fall, bei dem die Netzentgelte 2025 sinken. Und zwar um 4,6 Prozent von 7,84 auf 7,48 Cent/kWh, was einer jährlichen Ersparnis von 15,12 Euro entspricht. Begründet wird der Rückgang seitens des Energieregulators damit, dass die Netzinvestitionen für den Ausbau und auch der Mengenrückgang bei der Stromabnahme zuletzt geringer ausgefallen sind.
Damit liegen die Grazer Netzkosten 2025 noch deutlicher unter dem Wert der Rest-Steiermark, die ihrerseits klar über dem Bundesschnitt liegt.
Höhe der Netzgebühren variiert regional
Zur Einordnung: Die genannten prozentuellen Veränderungen schlagen nicht 1:1 auf die Gesamtstromrechnung durch. Denn diese setzt sich aus drei Teilen zusammen, zum einen die reine Energie (siehe Grafik unten), hinzu kommen die Netzgebühren und schließlich noch die Steuern und Abgaben. Während der Energiepreis (seit 2001) dem liberalisierten Strommarkt unterliegt und man seit damals seinen Energielieferanten selbst auswählen kann (Tarifvergleiche und Wechselmöglichkeiten im Tarifkalkulator der E-Control), werden die sogenannten „Systemnutzungsentgelte“ von der E-Control auf Basis entsprechender gesetzlicher Grundlagen festgelegt. Den Netzbetreiber kann man als Kunde auch nicht wechseln.
Die Höhe der Netzgebühren variiert regional (sie richten sich u. a. nach geografischen, geologischen und topografischen Merkmalen, aber etwa auch der Leitungslänge). Im Bundesländervergleich liegen die Netzgebühren in der Steiermark – mit Ausnahme von Graz – traditionell am oberen Ende, was u. a. auch mit der Vielzahl an Netzbetreibern im Bundesland zu tun hat.
Kostenübernahme durch den Bund gefordert
Die Netzentgelt-Erhöhung sorgt auch für Reaktionen auf Landesebene. So verweisen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und LH-Vize Anton Lang (SPÖ) darauf, dass es zuletzt Senkungen der Stromtarife durch die Energie Steiermark gab, es dürfe daher nicht sein, dass „diese Preissenkungen und die Maßnahmen des Landes zur Abfederung der hohen Kosten durch die Erhöhung der Netzentgelte konterkariert werden“. Gefordert wird nun eine Kostenübernahme durch den Bund. Neos-Landeschef Niko Swatek übt daran Kritik: „Anstatt sofort selbst tätig zu werden und die Menschen und Betriebe schnell und direkt zu entlasten, schiebt man dem Bund den Schwarzen Peter zu“. Der Grazer Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ) sieht im Umstand, dass es in Graz zu einer Senkung beim Netzentgelt kommt, einen Beleg dafür, dass die Stromnetze Graz „effizient und kostensparsam“ arbeiten.