„Angstsparen“ spornt viele Österreicher am heutigen Weltspartag an. Es sind jedoch nicht Halloween-Gespenster, die in den Bankfilialen ihr Unwesen treiben. Sondern andere, bisweilen ebenso monströs anmutende Motive, die uns veranlassen, die Sparquote laut Wifo-Prognose auf 11,4 Prozent zu heben. Und so den schon 872 Milliarden Euro hohen Geldberg weiter wachsen zu lassen. Ohnehin nur nominell, denn inflationsbereinigt schmilzt der Wert des Ersparten dahin wie Eis in der Sommersonne: Heuer um fast ein Prozent, 2023 um 5,1 Prozent, im Jahr 2022 legte das Geldvermögen laut Daten der Nationalbank sogar zehn Prozent an Wert ab. Kein Zinssatz konnte diesen Wertverfall kompensieren.

Schauriger Chor allgemeiner Beunruhigung

Dass auch die stark gestiegenen Löhne Richtung Sparkonto statt in die Realwirtschaft fließen, hat gute Gründe. Noch gibt es Zinsen für Erspartes, bei gleichzeitig sinkender Inflation. Vor allem aber ist die Verunsicherung enorm: Zwei Jahre Rezession drücken nicht nur die Stimmung in gespenstische Tiefen. Sie schlagen sich auch in steigender Arbeitslosigkeit nieder. Wer um seinen Arbeitsplatz fürchten muss, spart. Wer nicht, stimmt ein im schaurigen Chor allgemeiner Beunruhigung. Große Ausgaben, etwa für neue Automobile, werden zurückgestellt, solange die Technologiediskussion anhält (und der alte Wagen seinen Dienst verrichtet). Der Erwerb einer Wohnung oder eines Hauses ist kein Thema, bis sich die Schwellen der Leistbarkeit für Bau bzw. Kauf und Zinsendienst wieder dem Maß des Machbaren annähern.

Belebung der Konsumausgaben

Dabei braucht die geschwächte Wirtschaft nichts dringlicher als Erfolge der Industrie im Ausland und eine Belebung der Konsumausgaben im Inland. Erstere rücken durch verfehlte Inflationsbekämpfung, hohe Steuerlast und arbeitsplatzvernichtende Lohnrunden in weite Ferne. Damit die höheren Löhne endlich in den Kassen statt Sparschweinen landen, braucht es eine große Dosis Vertrauen: In die Zukunft, einen stabilen Geldwert, die Rückkehr des Wachstums und in sichere Jobs.

Bis dahin dümpeln Abermilliarden an Sparguthaben schlecht verzinst ihrer Geldentwertung entgegen. Für das süße Gefühl, in instabilen Zeiten Geld auf der hohen Kante zu haben, beißen die Österreicher eben in den sauren Apfel. Bisweilen liegt auch Sparangst – oder Nachlässigkeit – vor, wenn Geld auf dem in dieser Hinsicht nutzlosen Girokonto brachliegt, statt dass es auf ohnehin mäßig verzinste, täglich fällige Sparkonten gelegt wird. Der Preis: mehr als 300 Millionen Euro Sparzinsen.

Risikoaversion kostet

Ein Vielfaches davon lassen wir uns entgehen, indem wir aus Ignoranz oder Unwissenheit auf höhere Zinsen verzichten. Bis zu 3,2 Prozent sind derzeit noch zu holen, bindet man das Geld für ein Jahr. Unsere generösen Geldgeschenke an Banken werden von den entgangenen Möglichkeiten an den Börsen noch getoppt: Auf lange Sicht wirft die Veranlagung zumindest eines Teils des Ersparten in Aktien bzw. Fonds mutmaßlich mehr ab. Wir Österreicher lassen uns unsere Risikoaversion halt etwas kosten.