Ab Mittwoch, 30. Oktober, arbeiten Frauen in Kärnten statistisch gesehen gratis. Anders als in Gesamt-Österreich, wo der Equal Pay Day auf den 1. November fällt, ist dies in Kärnten bereits zwei Tage früher der Fall. Der Equal Pay Day symbolisiert die finanzielle Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in der Arbeitswelt. Verglichen werden Vollzeit-Einkommen der beiden Geschlechter.
Die Kluft beträgt 9900 Euro
Konkret markiert der Equal Pay Day jenen Tag im Jahr, an dem Männer bereits jenes Einkommen erreicht haben, wofür Frauen noch bis Jahresende arbeiten müssen. In Kärnten verdienen Frauen um durchschnittlich 17 Prozent weniger als Männer. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von Frauen bei Vollzeitarbeit in Kärnten beträgt 47.424 Euro. Männer haben ein Jahreseinkommen von durchschnittlich 57.259 Euro. Die Kluft beträgt 9835 Euro.
Unterschiede zwischen den Bezirken
Bemerkenswert sind die Unterschiede zwischen den Bezirken – in Spittal an der Drau ist der Gender Pay Gap mit mehr einem Viertel am größten, in Klagenfurt ist die Kluft zwischen den Gehältern von Männern und Frauen am geringsten, aber immerhin noch 11,6 Prozent tief. Hier die Übersicht des ÖGB.
Arbeiterkammer
„Wir brauchen dringend ein gesellschaftliches Umdenken und entschiedenes politisches Handeln für echte Gleichstellung im Berufsleben“, fordert Kärntens Arbeiterkammer (AK)-Präsident Günther Goach. AK-Direktorin Susanne Kißlinger fordert, wie bereits die AK Österreich im Rahmen einer Pressekonferenz in der Vorwoche, dass die EU-Lohntransparenzrichtline endlich umgesetzt wird, „damit Frauen einen besseren Einblick in die Gehaltsstrukturen haben und nicht mehr durch die Finger schauen!“
Einen Hauptgrund für die Schlechterstellung der Frauen beim Gehalt sieht die Arbeiterkammer Kärnten in der ungleichen Verteilung der Betreuungsaufgaben von Männern und Frauen. „Die aktuelle Studienlage zeigt eindeutig: Eine gerechte Verteilung der Kinderbetreuung zwischen den Geschlechtern ist entscheidend für die Einkommensentwicklung und den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen. Zwar informieren sich immer mehr Väter zu den Themen Papamonat und Väterkarenz, dennoch besteht hinsichtlich einer gerechten Verteilung der unbezahlten Betreuungsarbeit noch viel Luft nach oben“, sagt Michaela Eigner-Pichler, Referatsleiterin für Beruf, Familie und Gleichstellung der AK Kärnten. Unterstützung biete man durch den neuen digitalen Kinderbetreuungsatlas sowie durch das Beratungsangebot im Referat für Beruf, Familie und Gleichstellung, sagt Kißlinger.
„Aufbrechen von Rollenbildern“
„Bei der Schließung der Lohnlücke kommen wir viel zu langsam vom Fleck“, kritisiert auch die Kärntner Grünen-Sprecherin Nationalratsabgeordnete Olga Voglauer. Sie fordert eine gerechte Verteilung von Sorge-Arbeit, das Aufbrechen traditioneller Rollenbilder, flächendeckende Kinderbetreuung sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Lohntransparenz.