Cornelia Leitner hatte von Kindesbeinen an den Wunsch, etwas Technisches zu lernen, wie sie sagt. Weil man der heute 35-Jährigen einst aber dringend vom Besuch einer HTL abriet, „weil sich Frauen in einer Männerdomäne nicht durchsetzen“, machte sie zuerst die HAK-Matura, um im zweiten Bildungsweg dann doch das Lieblingsfach draufzusetzen: Maschinenbau an der HTL Bulme Graz-Gösting. Ihr Mann Mario Leitner, ebenfalls ein „Herzbluttechniker“, wie er sagt, hatte berufliche Erfahrung im Vertrieb im Bereich von Rührreibschweißen, als die beiden im Dezember 2021 beschlossen, sich mit einem Lohnfertigungsunternehmen für besagtes Sonderschweißverfahren, das gern für Aluminiumverbindungen verwendet wird, selbstständig zu machen.
Teile ohne Verzug
„Rührreibschweißmaschinen sind sehr teuer, und man braucht viel technisches Know-how, um in diesem Bereich arbeiten zu können“, erklärt die Jungunternehmerin. Im Zuge der Abwicklung des ersten Auftrags habe man festgestellt, „dass das Verfahren zwar super ist, aber noch nicht optimal.“ Einfach gesagt: Der Schweißprozess führt immer zu einem Verzug der Teile, die erst durch nachgelagerte Prozesse wieder ausgerichtet werden, damit man sie weiterverwenden kann. Die Leitners begannen sich intensiv damit zu beschäftigen, wie sich der Prozess verbessern lässt und stellten sich auch die Frage, wieweit (ökologisch problematisches) Aluminium in bestimmten Bereichen durch miteinander verschweißte Kunststoffe ersetzt werden kann.
Die Forschungsarbeit wurde durch sogenanntes Deep-Tech-Seedfinancing der Austria Wirtschaftsservice finanziert. Ergebnis war ein zylindrisches Werkzeug, in der Größe ähnlich einer kleinen Ananas, wie Cornelia Leitner lachend sagt, das Kunden in bestehende Maschinen einbauen können, um Verbindungen aus Metall und Kunststoff herstellen zu können. „Wir stehen kurz vor der Serienreife.“ Im zweiten Quartal 2024 hatte man mit dem Pumpenhersteller Grundfos einen ersten Pilotkunden. „Mittlerweile signalisieren auch andere ihre Bereitschaft, dafür zu bezahlen.“ Zur möglichen Kostenersparnis durch die neue Technologie führt Mario Leitner ein Beispiel aus dem Automotive-Bereich an: „Die Kosten für die gesamte Fügetechnik wurden um 75 Prozent reduziert.“
Neuheit auf dem Markt
Bisher musste man sich bei diesen Verbindungen mit Schrauben und Kleben behelfen, beides Prozesse, die viele Nachteile mit sich bringen. „Schrauben ist eine der teuersten Verbindungstechniken, gerade für Dichtbauteile im Automotive-Bereich“, sagt der Unternehmer. Kleben wiederum ist aus Umweltschutzgründen mit strengen Auflagen verbunden und bedingt Trocknungszeiten.
Die Royos Joining Solutions GmbH, so der volle Firmenwortlaut, trifft auf einen Markt, in dem es Kunststoff-Metall-Verbindungen bisher „nicht wirklich gab“. Außerdem waren bisher auch bestimmte Kunststoffe nicht miteinander schweißbar, was die neue Technologie ebenfalls möglich macht. Royos bietet seinen Kunden deshalb Machbarkeitsstudien an, damit diese die Verbindungen prüfen und Einsatzgebiete entwickeln können.