Herbst heißt für viele Kärntnerinnen und Kärntner auch Gansl-Saison. „Für immer mehr Gäste ist es eine absolute Wohlfühlspeise, die sie ein oder zweimal im Jahr genießen wollen“, sagt Kärntens Wirtesprecher Stefan Sternad. Das sehe er in seinem eigenen Betrieb, dem Gasthaus Messnerei am Sternberg, wo seit Jahren die Nachfrage steige. Mittlerweile habe er die Angebotszeit – wie etliche seiner Branchenkollegen – sogar auf sechs Wochen ausgedehnt, wobei pro Woche 20 Gänse verarbeitet werden. Denn das Gansl mache aus der früheren Nebensaison vom Herbst bis Dezember mittlerweile ein gutes Geschäft.

Das sei umso bemerkenswerter, weil Ganslessen kein günstiges Vergnügen ist und auf den Speisekarten vieler Betriebe das Spitzenfeld anführt. Wie die Wirtschaftskammer Wien erhoben hat, ist für die klassische Gansl-Portion dieses Jahr mit 30 bis 40 Euro zu rechnen, in der Bio-Variante ist der Preis in der Größenordnung von 40 bis 50 Euro. „Bei uns in Kärnten ist das Preisniveau vergleichbar“, sagt Sternad. Den meisten Gästen sei bewusst, dass vor allem das heimische Ganslfleisch eben seinen Preis hat. „Beim 19,90-Euro-Gansl sollte jedem einzelnen bewusst sein, dass es sich keinesfalls um eine hochwertige, heimische Qualität handeln kann“, betont der Gastronom. Bemerkenswert sei jedoch, dass Gansl im Vergleich zu anderen Gerichten in den vergangenen Jahren relativ preisstabil geblieben ist.

Wirtesprecher Stefan Sternad
Wirtesprecher Stefan Sternad © Traussnig

Mehr als zwei Drittel des Gänsefleisches, das in Österreich verzehrt wird, stammt laut Statistik Austria aus Ungarn, Polen oder Deutschland. Laut Landwirtschaftskammer Kärnten hat das nicht nur mit dem deutlich niedrigeren Preis des Importfleisches zu tun, sondern auch dem relativ geringen Selbstversorgungsgrad. Österreichweit liegt er nämlich nur bei 28 Prozent. In Kärnten werden dieses Jahr laut Landwirtschaftskammer voraussichtlich 5000 heimische Gänse gemästet und geschlachtet.

Importverbot gefordert

Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten fordern ein Importverbot für Gänsefleisch aus Ländern wie Ungarn und Polen, weil in ersterem sowohl Stopfmast als auch Lebendrupf und im zweiteren Lebendrupf noch erlaubt sind, was in Österreich seit Jahren aus Tierschutzgründen verboten ist. Darüber hinaus wird eine verpflichtende Herkunftsbezeichnung in der Gastronomie gefordert.

Diese lehnt Sternad zwar ab, räumt aber ein, dass eine freiwillige Herkunftsbezeichnung, für Restaurants wie seines, die auf heimisches Bio-Fleisch setzen, die „beste Werbung“ sei.