Helmut Petschar, Direktor der Kärntnermilch: „Es ist so schnell als möglich eine Regierung zu bilden, Hickhack zwischen den Parteien wird uns nicht weiterbringen. Die neue Regierung darf unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft nicht mehr so viel zumuten wie bisher. Die künftige Regierung darf etwa keine Verordnungen mehr erlassen, bei denen unsere Betriebe nicht mehr mitkommen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat uns da viel Kopfweh bereitet und hohe Kosten verursacht, vom Pfand über die Entwaldungsverordnung bis zum Renaturierungsgesetz. Das alles versteht ein Mölltaler Bauer nicht. Ein großer Wunsch wäre die Herkunftskennzeichnung für alle landwirtschaftlichen Produkte: Die Konsumenten sollen wissen, woher ein Produkt kommt.

Helmut Petschar
Helmut Petschar © Helge Bauer

Stefanie Rud, CEO von Ortner Reinraumtechnik (Reinraum-Entwickler aus Villach mit Fertigung in Möllbrücke): „Zuerst muss wieder eine vernünftige Gesprächsbasis gefunden und der Ton gemäßigt werden, denn der färbt auf alles ab. Erst dann kann man gemeinsam überlegen, wie sich das Wirtschaften in Zukunft für alle auszahlen kann. Solange dies professionell geschieht, kann es durchaus hart in der Sache sein. Die Zeiten haben sich geändert und die Sozialpartnerschaft verfolgt die gleichen Ziele wie vor 50 Jahren. Diese müssen neu definiert und gemeinsam verfolgt werden, um enkeltauglich zu werden. Dabei geht es um mehr als nur um Lohnverhandlungen. Wir brauchen eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Die wirtschaftspolitische Spielwiese dafür ist groß.“

Stefanie Rud
Stefanie Rud © Hannes Pacheiner

Christof Weissenseer, Geschäftsführer der Weissenseer Holz-System-Bau: „Ich wünsche mir von der Regierung und den Politikern, dass sie dem Land und dessen Leuten dienen, deren Bedürfnisse ernst nehmen, aber vor allem Klartext reden. Die Probleme klar benennen und durchaus unpopuläre Maßnahmen setzen, die Wahrheit ist jedem zumutbar. Wir sind an einer extremen Zeitenwende angelangt, bei der Veränderung die einzige Konstante ist. Wir werden das nicht mit 32 Stunden und vollem Lohnausgleich schaffen, zumal der Großteil der Bevölkerung erst Mitte 20 in den Arbeitsprozess einsteigt, bis 60 arbeitet und 90 Jahre alt wird. Leistungsbereitschaft muss belohnt werden, das Schaffen von Eigentum muss ermöglicht werden und wir müssen konkurrenzfähig mit Mitbewerbern auf der ganzen Welt sein! Arbeit kann auch Freude machen und sinnstiftend sein. Die Politik muss mit positivem Beispiel vorangehen. Wir sollten diese Krise und die Chance, die sie birgt, gemeinsam nutzen und zum Besseren wenden!“

Christof Weissenseer
Christof Weissenseer © Weissenseer

Siegfried Huber, Vorstandssprecher Kärntner Sparkasse: „Standortsicherung ist von der Regierung zum Thema Nummer eins zu erklären, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit das Um und Auf. Es braucht einen großen Wurf der Bundesregierung, eine gesenkte Abgabenquote und Strukturreformen. Über 100 Milliarden Euro werden allein in Soziales investiert, Milliarden kostet auch der Klimabonus – da braucht es auch unpopuläre Entscheidungen, denn wir leben heute über den Verhältnissen. Das Thema Demografie muss in den Vordergrund gestellt werden, wichtig ist die Einführung flächendeckender Kinderbetreuung. Familien müssen stärker entlastet werden, wir brauchen eine familiengerechte Besteuerung. Auch der Faktor Arbeit ist zu hoch besteuert, es muss mehr im Geldbörsel bleiben.

Siegfried Huber
Siegfried Huber © Daniel Zivkovic

Marko Buxbaumer, Geschäftsführer von Metallbau Sauritschnig (Fassadenbauer aus St. Veit): „Wir müssen der Realität ins Auge sehen, dass unser Wirtschaftsstandort im internationalen Vergleich an Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit verliert. Eingequetscht zwischen China und den USA sind wir die Verlierer. Auf Bundes- und EU-Ebene braucht es Anreize, hier zu investieren. Die nächste Regierung muss sich auch in der Beschäftigungspolitik besinnen. Unser System bestraft jene, die über das Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten würden, anstatt sie länger im Berufsleben zu halten. Einer unserer Mitarbeiter wollte nach 45 Jahren im Betrieb gerne weiterarbeiten, hätte aber Kürzungen in Kauf nehmen müssen. Hier eine Attraktivierung zu schaffen, ist ein Thema, das angegangen gehört. Nicht nur die Arbeitsmarktsituation erfordert eine Verlängerung des Arbeitslebens. Wenn man sich ansieht, wie viel vom BIP in das Pensionssystem fließt, wird klar, dass die Generationenschere immer weiter aufgeht.“

Marko Buxbaumer
Marko Buxbaumer © Kk/sauritschnig

Manfred Wilhelmer, Vorstandssprecher RLB Kärnten: „Angesichts der drängenden wirtschaftlichen Herausforderungen erhoffe ich mir, dass die neue Bundesregierung alles unternimmt, um den Wirtschaftsstandort zu erhalten und wieder wettbewerbsfähig zu machen. Die Regierung muss eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik betreiben. Das bedeutet die Stärkung der Produktivität und der Industrie. Außerdem brauchen wir eine Ausgabenbremse, neue Steuern müssen vermieden werden. Es bedarf einer klaren Vision und umsetzbarer Strategien, um Unternehmen Planungssicherheit zu bieten und das Vertrauen von Konsumenten zurückzugewinnen. Nur durch entschlossenes Handeln kann es gelingen, die Rezession zu überwinden und Österreich auf einen nachhaltigen Wachstumspfad zu führen. Ein weiteres zentrales Handlungsfeld ist die Reform der bestehenden Regulierungen, die oft mehr Bremsen als Chancen für Unternehmen darstellen. Ein Bürokratieabbau wird neue Impulse liefern.

Manfred Wilhelmer
Manfred Wilhelmer © Weichselbraun Helmuth

Patrick Ratheiser, Gründer von Leftshift One: „Wir erleben derzeit eine Rezession, die insbesondere den Start-up-Bereich hart trifft. Die steigenden Unternehmenspleiten sind eng mit den enormen Steuern und Lohnnebenkosten verknüpft. Unternehmen haben kaum noch Luft zum Atmen – die Preise, die wir durchsetzen müssten, lassen sich kaum realisieren. Vor allem die hohen Personalkosten belasten die Unternehmen massiv. Von der neuen Bundesregierung erwarten wir klare Schritte zur Stärkung der Arbeitgeberseite: Steuererleichterungen und gezielte Unterstützung für Klein- und Mittelbetriebe sind dringend nötig. Eine schlankere Bürokratie und eine umfassende Verwaltungsreform wären außerdem notwendige Entlastungen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz könnte dabei helfen, Prozesse effizienter und kostengünstiger zu gestalten.“

Patrick Ratheiser
Patrick Ratheiser © Robert Szekely-ankhlan