Die Kollektivvertragsverhandlungen für die über 430.000 Angestellten und 15.000 Lehrlinge im Handel führten heute, Mittwoch, zu keinem Ergebnis. Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) fordert eine „nachhaltige“ Gehaltserhöhung von 4,8 Prozent. Das ist ein Prozent über der rollierenden Inflation und entspricht dem Abschluss der Metallindustrie. Neben dem Lohnplus fordern die Arbeitnehmervertreter auch mehr Freizeit. Die Arbeitgeber bieten eine Gehaltserhöhung von 2,8 Prozent. Am 5. November wird weiterverhandelt.

Auf der linken Seite die Vertreter der Arbeitgeber mit u. a. Obmann Rainer Trefelik (WKÖ-Bundessparte Handel) und Sonja Marchhart. Gegenüber die Verhandler der Gewerkschaft mit u. a. Helga Fichtinger (GPA) und GPA-Vorsitzender des Wirtschaftsbereiches Handel, Martin Müllauer
Auf der linken Seite die Vertreter der Arbeitgeber mit u. a. Obmann Rainer Trefelik (WKÖ-Bundessparte Handel) und Sonja Marchhart. Gegenüber die Verhandler der Gewerkschaft mit u. a. Helga Fichtinger (GPA) und GPA-Vorsitzender des Wirtschaftsbereiches Handel, Martin Müllauer © APA / Georg Hochmuth

„Das Angebot der Arbeitgeber ist noch weit von dem entfernt, was die Beschäftigten im Handel erwarten und auch dringend benötigen“, so die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Veronika Arnost. „Wir sind aber bereit, den Weg der konstruktiven Verhandlungen fortzusetzen und hoffen auf eine weitere Bewegung der Arbeitgeber“, ergänzt der Vorsitzende des GPA-Wirtschaftsbereichs Handel, Martin Müllauer.

„Das geht sich nicht aus“

„Das tatsächliche Rendezvous mit der Realität, von dem Wifo-Chef Felbermayr sprach, hat noch nicht stattgefunden“, sagt Rainer Trefelik, Obmann der Bundessparte Handel in der Wirtschaftskammer Österreich. Er zeigt sich verwundert über die Gewerkschaftsforderung nach einer KV-Erhöhung um 4,8 Prozent plus zusätzliche mehr Freizeittage. Denn die Konsequenz der tiefen, mehrjährigen Krise, in der der Handel steckt, könne nur sein, „dass Lohnsteigerungen in dieser Höhe schlicht und einfach wirtschaftlich nicht darstellbar sind“. 

Einen Abschluss über der Teuerung der vergangenen zwölf Monate „halte ich für ausgeschlossen“, sagte er vor Verhandlungsbeginn in der Wirtschaftskammer Österreich. Zu sagen, die Mitarbeiter brauchen mehr Einkommen, aber gleichzeitig auch mehr Freizeit zu fordern, da „fehlt mir die Brücke“. Arbeitgeber-Chefverhandler Trefelik verwies auf die allgemeine Rezession und die geringe Kauflust der Konsumenten. „Uns laufen die Kosten davon“, betonte er und rechnete vor, dass die Umsätze zuletzt um 9,8 Prozent zulegten, die Personalkosten aber um 21,3 Prozent. „Und der Ausblick ist nicht prickelnd“, so Trefelik.

Veronika Arnost, GPA-Chefverhandlerin auf Arbeitnehmerseite, wiederum verwies darauf, wie wichtig ordentliche Abschlüsse für den Inlandskonsum seien – und dass die Branche ohnehin nicht zu den Hochlohnsektoren gehöre. Dazu käme der ständig steigende Arbeitsdruck. Ein Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent und mehr Freizeit sei daher mehr als begründet. So sollen ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage dazukommen, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren ein zusätzlicher freier Tag.

Nachdem im Vorjahr die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ungewöhnlich lange dauerten und auch von Kampfmaßnahmen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer begleitet waren, haben sich die Sozialpartner für heuer schon vorsorglich vier Verhandlungstermine ausgemacht, der letzte davon wäre der 21. November – womit bei einer Einigung das Weihnachtsgeschäft ungestört laufen könnte. Der Handel ist in Österreich nach der öffentlichen Hand der größte Arbeitgeber, er erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von 314 Milliarden Euro.