Am heutigen Mittwoch starten die Kollektivvertragsverhandlungen für die 572.000 Beschäftigten im Handel und auch für die 55.000 Eisenbahner im Land. Die Gewerkschaft GPA fordert im Handel einen Abschluss über der rollierenden Inflation von 3,8 Prozent, eine genaue Prozentzahl wird zu Verhandlungsbeginn bekannt gegeben. Der GPA geht es aber nicht nur um mehr Lohn und Gehalt, sondern auch ums Rahmenrecht, also zum Beispiel zusätzliche Freizeit.

Ein wichtiger Punkt sei die Bezahlung der ersten eineinhalb Stunden Mehrarbeit am Tag, denn diese Überstunden seien bis jetzt zuschlagsfrei, was insbesondere die Teilzeitbeschäftigten spüren würden. 35,5 Prozent der Beschäftigten stehen kürzer als die Normarbeitszeit im Geschäft, nur bei den Frauen sind es sogar 55,2 Prozent. Der Handel ist überhaupt sehr weiblich, 63,3 Prozent der Angestellten sind Frauen.

Zusätzliche freie Tage, mehr Geld für Lehrlinge

Die GPA fordert weiters eine Anhebung des Lehrlingsentgeltes von derzeit großteils 880 auf 1000 Euro im ersten Lehrjahr sowie mehr Freizeit. So sollen ab fünf Dienstjahren drei Freizeittage dazu kommen, ab sieben Dienstjahren weitere zwei Tage und ab zehn Jahren ein zusätzlicher freier Tag.

Kein Thema seien Sonntagsarbeit und Einmalzahlungen, denn diese seien nicht nachhaltig, hieß es vergangene Woche von der Gewerkschaft. Die GPA stellt sich auf sehr schwierige Gespräche ein, im Vorjahr gab es erst nach Weihnachten einen Abschluss.

Arbeitgeber zeichnen düsteres Bild

Vor einem Monat hatte die Arbeitgeberseite ein eher düsteres Bild der Geschäftslage gezeichnet. Die seit 2023 andauernde Rezession und die schlechte Verbraucherstimmung lasten auf der Kauflust. Handelsobmann Rainer Trefelik meinte damals beim WKÖ-„Handelstag“, seine Branche spürt die inflationsbedingt hohen Kollektivvertragsabschlüsse 2024 besonders. Die Umsatzentwicklung stimme mit der „Kostenentwicklung nicht zusammen“, erklärte der Handelsobmann.

Metaller fixierten Zweijahres-Abschluss

Bereits handelseins sind die Metaller – wobei das eine leichte Übung war: Bereits im Vorjahr einigten sich die Sozialpartner auf die Erhöhung um die rollierende Inflation (die Teuerung der vergangenen zwölf Monate, Anm.) plus einem Prozent. Macht für 2025 (der KV gilt ab 1. November 2024 für ein Jahr) ein Plus von 4,8 Prozent.

Allerdings nicht für alle Betriebe, denn besonders personalintensive Unternehmen können sich auf eine Wettbewerbsklausel berufen. Dann kann die Erhöhung um 0,75 Prozent bzw. um 1,5 Prozent verringert werden, wenn dafür ein Ausgleich durch mehr Freizeit oder durch eine Einmalzahlung erfolgt.

Bierbrauer haben schon Einigung erzielt

Ebenfalls geeinigt haben sich die Brauer. Sie erhalten ein Plus von 3,9 Prozent brutto. Die Verhandler auf Gewerkschaftsseite betonen, dass der Einigung eine rollierende Inflation von 3,8 Prozent zugrunde gelegen habe.

Nachdem im Vorjahr die Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ungewöhnlich lange dauerten und auch von Kampfmaßnahmen der Arbeitnehmer begleitet waren, haben sich die Sozialpartner für heuer schon vorsorglich vier Verhandlungstermine ausgemacht, der letzte davon wäre der 21. November – womit bei einer Einigung das Weihnachtsgeschäft ungestört laufen könnte. Der Handel ist in Österreich nach der öffentlichen Hand der größte Arbeitgeber. Rund 93.000 Handelsunternehmen erwirtschafteten mit 572.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zuletzt einen Jahresumsatz von 314 Mrd. Euro.

Auch bei der Bahn beginnt das Feilschen

Am Mittwoch starten auch die KV-Verhandlungen für die rund 55.000 Beschäftigten bei den heimischen Eisenbahnunternehmen. Nach einem Warnstreik und acht Verhandlungsrunden einigten sich die Sozialpartner im Dezember 2022 auf einen Zwei-Jahres-Abschluss.