Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist für Österreich für das nächste Jahr etwas optimistischer als die heimischen Wirtschaftsforscher. Für heuer prognostiziert der IWF zwar ebenso wie die heimischen Wirtschaftsforscher Wifo und IHS einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. Für das kommende Jahr bestätigte der Währungsfonds mit einem realen BIP-Wachstum von 1,1 Prozent bisherige Prognosen. Das ist mehr als die heimischen Institute Wifo (+1 Prozent) und IHS (+0,8 Prozent) erwarten.
Bei der Inflation erwartet der IWF für Österreich heuer einen Anstieg um 3 Prozent und dann 2,5 Prozent im Jahr 2025. Wifo und IHS prognostizierten zuletzt eine Inflationsrate von 3,1 bzw. 3,0 Prozent (2024) und 2,2 bzw. 2,4 Prozent (2025).
Schwache Aussichten für Deutschland
Für Deutschland rechnet der Internationale Währungsfonds für heuer mit einer Stagnation, 2025 sei dann ein überschaubares Wachstum von 0,8 Prozent zu erwarten, wie die Finanzorganisation am Dienstag in Washington mitteilte. Die bisherigen Prognosen aus dem Juli wurden damit um 0,2 beziehungsweise um 0,5 Prozentpunkten gesenkt. Der IWF verwies auf die anhaltende Schwäche der Industrie, Folgen der finanziellen Konsolidierung und Problemen auf dem Immobilienmarkt. Alle anderen großen Industrienationen schlagen sich derzeit besser als Deutschland.
Wachstumstreiber für die Weltwirtschaft sind weiterhin Indien, China und die USA. Insgesamt rechnet der IWF 2024 und 2025 mit einem globalen Wachstum von jeweils 3,2 Prozent. Das entspricht in etwa den bisherigen Erwartungen. Die Aussichten für die USA sind kurz vor der Präsidentenwahl Anfang November besser als bisher erwartet, getragen vom Konsum nach den jüngsten Reallohnsteigerungen. Die Euro-Zone wird dagegen schlechter eingeschätzt, was vor allem, aber nicht nur an Deutschland liegt. Indien dürfte wie bisher erwartet dieses Jahr um 7,0 Prozent wachsen, 2025 dann um 6,5 Prozent. Diese Woche treffen sich hochrangige Vertreter der deutschen Wirtschaft in Neu-Delhi zur Asien-Pazifik-Konferenz, um Geschäftschancen in der Region auszuloten. Indien gilt als Schlüssel, um die starke Abhängigkeit der deutschen Industrie von China zu reduzieren. Für die Volksrepublik rechnet der IWF mit Wachstumsraten von 4,8 und 4,5 Prozent in den Jahren 2024 und 2025.
Größtes Problem für die Weltwirtschaft war zuletzt die hohe Inflation. Hier zeichnet sich eine spürbare Entspannung ab, allerdings nicht überall. „Es sieht so aus, als wäre der globale Kampf gegen die Inflation weitgehend gewonnen“, sagte IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. Der Höhepunkt sei im dritten Quartal 2022 mit 9,4 Prozent erreicht worden. Ende nächsten Jahres sollten es 3,5 Prozent sein. Die Teuerung würde damit leicht unter dem Schnitt in den 20 Jahren vor der Corona-Pandemie liegen. Das eröffne Spielräume für Zinssenkungen. In Industriestaaten sei das Bild besser als in Schwellenländern. Außerdem seien die Preise für Dienstleistungen fast doppelt so hoch wie vor der Corona-Krise.
„Schmerz wird bleiben“
Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, warnt unterdessen vor anhaltend hohen Preisen und schwachem Wirtschaftswachstum. „Der Schmerz, den wir alle wegen der steigenden Preise empfinden, wird bleiben, und das höhere Preisniveau macht viele Menschen auf der ganzen Welt ziemlich wütend“, sagte sie auf der Bretton-Woods-Konferenz. Die Weltwirtschaft sei mit einer unerbittlichen Kombination aus langsamem Wachstum und hoher Verschuldung“ konfrontiert.
Trotz einer insgesamt vernünftigen Leistung der Weltwirtschaft gebe es weiterhin Anlass zur Sorge. „Der Handel wächst etwas langsamer als das globale Wachstum.“ Zudem belasteten Klimarisiken die wirtschaftlichen Aussichten einiger Länder.