Es ist ein unverändert betrübliches Bild, das sich rund um die Insolvenzen in der Steiermark aufspannt. In den ersten drei Quartalen sind laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) steiermarkweit Insolvenzverfahren über 382 Unternehmungen eröffnet worden – ein Anstieg von 19,38 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bundesweit lag das Plus sogar bei 26,35 Prozent – ein Höchstwert in den letzten 15 Jahren, das gilt übrigens auch für die Steiermark. „So werden wir in der Steiermark bereits im Oktober des heurigen Jahres die Werte der Gesamtjahre 2019 (387 eröffnete Verfahren) und 2018 (408 eröffnete Verfahren) überschreiten“, teilt der AKV mit. Alarmierend bleibe auch die Zahl der Abweisungsbeschlüsse – 159 waren es in den ersten drei Quartalen. Das sei zwar ein kleiner Rückgang von 3,05 Prozent zum Vorjahr, „dennoch ist die Zahl jener Unternehmungen, die nicht einmal über ein freies Vermögen von 4000 Euro verfügen, um die Kosten für ein formelles Insolvenzverfahren aufbringen zu können, zu hoch“, so der AKV.

Wöchentlich wurden in der Steiermark in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 im Schnitt rund zehn Firmeninsolvenzen eröffnet.

Die am stärksten betroffenen Branchen

„Nach wie vor sind die Auswirkungen der bestehenden Konsum- und Investitionszurückhaltung, einer anhaltenden Industrierezession, der Krise in der Bauwirtschaft aufgrund der verschärften Kreditvergaberichtlinien an den Insolvenzzahlen ablesbar“, wird beim AKV in der Steiermark betont. Auch wenn sich die Steigerungsrate im dritten Quartal etwas abgeflacht habe, „bleibt die Zahl der Firmeninsolvenzen hoch und bedenklich“.

Die anhaltende Krise am Bausektor sowie das weiterhin zurückhaltende Konsumverhalten spiegeln sich auch in den am stärksten betroffenen Branchen wider. „In der Steiermark waren in den ersten drei Quartalen 2024 vor allem die Baubranche mit 95 Insolvenzen und der Handel mit 89 Insolvenzen massiv betroffen. Die Gastronomie verzeichnete 64 Insolvenzen.“

Massiver Anstieg der Passiva

Die Insolvenz der Fisker GmbH führt daher auch in der Steiermark zu Passiva mit historischen Höchstwerten. Die Passiva der eröffneten Firmeninsolvenzen haben sich im Vergleich zum Vorjahr auf rund 1,84 Milliarden Euro massiv erhöht – im Vorjahresvergleich waren es 231,24 Millionen Euro. Die Zahl der durch Insolvenzen gefährdeten Arbeitsplätze lag in diesem Zeitraum bei 1742.

Heuer wurden österreichweit wiederum vier Insolvenzen mit Passiva von mehr als einer Milliarde Euro eröffnet. Eines die „Milliardengrenze“ überschreitende Insolvenzverfahren war jenes der in Graz ansässigen Fisker GmbH mit Verbindlichkeiten von EUR 1,54 Milliarden (von den Gläubigern wurden ja ursprünglich Ansprüche in der Höhe von 3,8 Milliarden angemeldet,). Der Fisker-Sanierungsplan wurde indes mittlerweile rechtskräftig angenommen, das Verfahren vom Insolvenzgericht damit aufgehoben.

Auch der Ausblick fällt eher ernüchternd aus. Es sei davon auszugehen, „dass der Anstieg heuer jedenfalls anhält“, so Franz Blantz, steirischer AKV-Chef und österreichweit beim Verband für das Überthema „Insolvenzen“ zuständig. Vor dem Hintergrund der jüngsten Konjunkturprognosen und der anhaltenden Rezession sei wohl nicht davon auszugehen, „dass sich das Bild vor Mitte 2025 ändert“.

Privatpleiten: Drittes Rekordjahr in Folge

Am Privatkonkurssektor bahnt sich laut AKV in der Steiermark das dritte Rekordpleitenjahr in Folge an. So hatte die Steiermark in den letzten beiden Jahren „Rekordpleitenjahre“ zu verzeichnen, wobei im Jahr 2022 über das Vermögen von 1049 Privatpersonen und im Jahr 2023 über jenes von 1032 Privatpersonen Schuldenregulierungsverfahren eröffnet wurden. Diese Zahlen wird man auch im Jahr 2024 erreichen. Wöchentlich wurden damit heuer in der Steiermark fast 20 Privatkonkurse eröffnet.