Sei es das Ladeinfrastruktur-Unternehmen EnerCharge aus Kötschach-Mauthen, sei es die Liftgesellschaft auf der Flattnitz: Die Firmeninsolvenzen in Kärnten sind im dritten Quartal - also von Juli bis September - um 69 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode gestiegen. Die Zahl ist damit laut AKV-Geschäftsstellenleiterin Beatrix Jernej so hoch wie in keinem einzigen Quartal seit 2010.
Insgesamt verzeichnet Kärnten in den ersten drei Quartalen einen 19-prozentigen Anstieg bei den Firmeninsolvenzen gegenüber 2023. Rechnet man nur die 150 am Landesgericht Klagenfurt eröffneten Firmeninsolvenzen heraus, beträgt der Anstieg sogar 44 Prozent - diese Steigerungsrate ist eine der höchsten in Österreich.
„Schwach finanziert“
Nicht für alle Unternehmen bedeutet die Insolvenz das Ende. Manche können weitermachen - durch Sanierungen und/oder den Verkauf von Geschäftsfeldern bzw. Teilbetrieben (“Asset Deals“). Konkret sinkt laut Jernej das Niveau jener insolventen Unternehmen in Kärnten, die im Rahmen der Insolvenz zerschlagen bzw. aufgelöst werden – nämlich von 55 Prozent im Vorjahr auf knapp 53 Prozent heuer. Es sei „das erste Anzeichen einer Marktbereinigung von schwach finanzierten bzw. mit Unterstützungen am Leben gehaltenen Unternehmen“.
Nach wie vor sind in Kärnten vor allem die Branchen Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie und Bau am stärksten von Insolvenzen betroffen. Als bisherige Großinsolvenzen 2024 seien das Almdorf Seinerzeit und die Silent Yachts (ASAP) genannt.
Privatschulden im Durchschnitt 88.400 Euro
Die Schuldenregulierungsverfahren bzw. Privatkonkurse sind in Kärnten um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken - auf bisher 486. Auch die Gesamtverbindlichkeiten der eröffneten Privatkonkurse haben sich bisher auf knapp 42 Millionen Euro verringert. Die durchschnittliche Verschuldung von privaten Verschuldeten in Kärnten beträgt aktuell 88.400 Euro. Immerhin konnten heuer bisher fast 82 Prozent der Privatkonkurse mit einem Zahlungsplan abgeschlossen werden.
„Keine Entspannung zu erwarten“
War‘s das? Sieht nicht so aus. „Viele Unternehmen kämpfen mit einer gedämpften Nachfrage, höheren Löhnen und fälligen Krediten. Zudem ist die Refinanzierung oft teurer. Alles Indikatoren, die keine Entspannung erwarten lassen“, sagt Jernej. Der AKV rechnet daher für 2024 und auch für 2025 mit einem anhaltenden Anstieg bei den Firmeninsolvenzen.