Im seit Wochen andauernden Tarifkonflikt beim US-Flugzeugbauer Boeing ist nach Angaben der Gewerkschaft eine Grundsatzeinigung erzielt worden. Die Gewerkschaft IAM teilte am Samstag im Onlinedienst X mit, das nun ausgehandelte Angebot sei es „wert, in Betracht gezogen zu werden“. Das Angebot werde der Belegschaft am kommenden Mittwoch zur Abstimmung vorgelegt. Vor zehn Tagen waren die Verhandlungen zwischen Unternehmensführung und Gewerkschaft abgebrochen worden.

Der kriselnde Flugzeugbauer bietet nun unter anderem eine Einkommenserhöhung von 35 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren. Das neue Angebot sei mit Unterstützung von US-Arbeitsministerin Julie Su ausgehandelt worden, teilte die Gewerkschaft mit. Der Vorschlag sieht außerdem eine Einmalzahlung von 7000 Dollar (rund 6400 Euro) vor – sowie den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten.

Der Streik bei Boeing in der Region Pacific Northwest rund um die US-Metropole Seattle hatte am 13. September begonnen, rund 33.000 Mitarbeiter hatten die Arbeit niedergelegt. Wegen des Streiks kam die Montage der Boeing-Maschinen 737 Max und 777 praktisch zum Erliegen.

Mehrere Nullrunden akzeptiert

Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert und wollten nun eine deutliche Erhöhung erreichen. Das erste Boeing-Angebot mit einem Einkommensplus von 25 Prozent und dem Wegfall von Bonuszahlungen lehnten sie mit einer Mehrheit von fast 95 Prozent ab. Die Gewerkschaft hatte zuletzt 2008 gestreikt. Der Ausstand dauerte 57 Tage und kostete den Konzern nach Analystenschätzungen rund zwei Milliarden Dollar.

Boeing steckt nach einer Pannenserie seit Jahren in der Krise. Zuletzt geriet das Qualitätsmanagement noch stärker in den Fokus, nachdem im Jänner bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpffragment herausbrach. Nur durch glückliche Umstände wurde niemand ernsthaft verletzt. Unfallermittler kamen zu dem Schluss, dass bei der ausgelieferten Maschine vier Befestigungselemente an dem Rumpfteil fehlten. Boeing konnte auf Anfrage von Behörden keine Unterlagen zu den Montagearbeiten liefern.