Verheerende Unwetter hat es in Österreich in den vergangenen Jahren viele gegeben. Eingeprägt in das kollektive Gedächtnis hat sich zweifellos das Jahrhunderthochwasser 2002, das Gebiete in Nieder- und Oberösterreich am schwersten traf. Sieben Menschen kamen ums Leben, der volkswirtschaftliche Schaden wurde 2003 auf über drei Milliarden Euro geschätzt.

Aus den Scherben dieser ersten Klimakatastrophe des neuen Jahrhunderts wuchs allerdings etwas, „das einzigartig ist auf der Welt und um das uns andere beneiden“, wie Thomas Hlatky oft betont. Hlatky ist Chef der Rückversicherung in der Grawe Gruppe und leitet den Bereich Nachhaltigkeit im Europäischen Versicherungsverband. Im österreichischen Verband (VVO) zeichnet der Steirer indes für Hora 3D verantwortlich. Hora 3D? Es ist nicht allzu lange her, da war dieser Begriff den meisten Menschen völlig unbekannt. Das hat sich – leider dank zahlreicher Extremwetter – in letzter Zeit dramatisch verändert. Die Plattform hora.gv.at registriert mittlerweile viele tausend Zugriffe pro Tag, der bisherige Rekord wurde Mitte September nach anhaltenden Niederschlägen mit 52.000 Besuchen gezählt. Ein Wert, der früher in einem Monat erzielt wurde. Im ersten Halbjahr 2024 wurde Hora 396.000 Mal aufgerufen.

Grundlage einer Naturkatastrophenversicherung

Hora, die Abkürzung steht für „Natural Hazard Overview and Risk Assessment Austria“, ist die interaktive Landkarte der Naturgefahren (wie Regen, Hagel, Schnee, Sturm, Blitz) für jede Adresse in Österreich. Zum Durchbruch verhalf dem Instrument, das kostenlos zur Verfügung steht, die Einführung der Dreidimensionalität im Jahr 2023. Damit wurden Simulationen für 30-, 100- und sogar 300-jährliche Hochwässer anschaulich, die potenziellen Folgen einer Überschwemmung kann jede und jeder am eigenen Wohnobjekt sehen. Und – im Idealfall – entsprechend Vorsorge treffen. Das war und ist das Ziel von Hora: Bewusstsein schaffen, Schäden minimieren. Das Projekt bildet aber auch die Grundlage einer Naturkatastrophenversicherung – eine viele Jahre alte Forderung der Versicherungswirtschaft, von der Politik bisher nicht umgesetzt.

In Hora flossen (und fließen) unzählige Arbeitsstunden. Initiiert hatten das Public-Private-Partnership-Projekt das Landwirtschaftsministerium und der VVO. Für Konzeption und Umsetzung sorgt das Land-, Forst- und Wasserwirtschaftliche Rechenzentrum. Die 3D-Visualisierungen basieren auf der Flutsimulationssoftware scenarify des „zentrums für virtual reality und visualisierung“ (vrvis). Nun haben die Macher von Hora 3D beim erstmals vergebenen „Staatspreis für Klimawandelanpassung“ des Klimaschutzministeriums in der Sonderkategorie Forschung den dritten Platz gewonnen; um den Staatspreis bewarben sich 55 Einreichungen.

„Diese Auszeichnung hilft uns dabei, Hora in der Bevölkerung noch bekannter zu machen“, sagt Hlatky über das Leuchtturmprojekt in der Klimakommunikation.