Die gute Nachricht lautet: Trotz wirtschaftlich turbulenter Zeiten haben die Österreicherinnen und Österreicher ihre Rechnungen zuletzt pünktlich bezahlt. Das zeigt eine Umfrage des Kreditschutzverbandes von 1870 (KSV1870) unter 1300 heimischen Unternehmen. Demnach geben Privathaushalte zwar weniger Geld aus, ihr Zahlungsverhalten sei jedoch vorbildlich. Die wirtschaftliche Situation der Unternehmen sei allerdings weiter angespannt, eine Entspannung sei trotz sinkender Inflationsraten nicht in Sicht.
Wenn es sich nicht ausgeht
Nur etwa jede sechste Rechnung (17 Prozent) wird in Österreich zu spät bezahlt. Das sei auch im internationalen Vergleich ein guter Wert, im Vergleich zum Vorjahr habe sich die Zahlungsmoral damit stabil auf hohem Niveau gehalten. „Privatpersonen haben sich auf die aktuelle Situation eingestellt, sie schnallen den Gürtel enger“, sagte KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. Besonders betroffen von den geringeren Ausgaben seien Gastronomie und Beherbergung, auch Reisebüros würden weniger genutzt. „Man gönnt sich weniger“, so Vybiral.
Die schlechte konjunkturelle Lage drückt weiterhin auf die Stimmung der Unternehmen. Etwa jede zweite befragte Firma bewertet ihre eigene Geschäftslage als „gut“ oder „sehr gut“ (48 Prozent). Besonders schlechte Stimmung herrscht im Baubereich und in der Industrie. Vier von zehn befragten Unternehmen sprechen von stagnierenden Umsätzen, etwa jeder zweite Betrieb (54 Prozent) rechnet für 2024 mit einem Gewinn. Die aktuelle Umfrage wurde im August 2024 durchgeführt, 1.300 Unternehmen nahmen teil.
Im Schnitt dauert es 13 Tage
Private begleichen ihre Rechnungen im Durchschnitt nach 13 Tagen, bei Firmenkunden dauert es 25 Tage. Die öffentliche Hand hat ihren Wert etwas verbessert, der Bund braucht im Schnitt aber immer noch 35 Tage, um seine Rechnungen zu bezahlen. Auf Länderebene sind es 31 Tage, die Gemeinden zahlen nach 24 Tagen.
Privatpersonen geraten vor allem deshalb in Verzug, weil sie auf die Rechnung vergessen oder vorsätzlich nicht bezahlen. Auch momentane Liquiditätsengpässe gehören zu den Hauptgründen. Bei Firmenkunden und der öffentlichen Hand ist oft die ineffiziente Verwaltung schuld, häufig wird aber auch die eigene Machtposition ausgenützt, um später zu bezahlen.
Laut Umfrage wünschen sich die Unternehmen von der zukünftigen Regierung mehr Unterstützung. Am häufigsten wurden die Senkung der Lohnnebenkosten, weniger Bürokratie und allgemeine Steuerentlastungen genannt. Gleichzeitig sollen die Energiekosten sinken und das Arbeitslosengeld und der Bildungsbereich reformiert werden.