Dramatische Folgen hatte ein Unwetter vor zehn Jahren im Kokratal unweit der Kärntner Grenze. Auf 25 Kilometer wurde die Stromverbindung in den Ort Jezersko beschädigt, der Ort vollständig von der Stromversorgung abgeschnitten. Damals errichteten Techniker der Kelag-Tochter Kärnten Netz und der slowenischen Elektro Gorenjska eine 200 Meter lange 20-kV-Leitung über den Seebergsattel, um die Einwohner zeitnah wieder mit Strom zu versorgen. Diese Krise habe die Beteiligten „eindringlich vor Augen geführt, wie entscheidend grenzüberschreitende Notstromverbindungen in solchen Situationen sind“, sagt Kelag-Vorstand Reinhard Draxler.

Kelag-Vorstände Danny Güthlein und Reinhard Draxler, Geschäftsführer Ivan Šmon (Elektro Gorenjska), Geschäftsführer Eva Tatschl-Unterberger und Michael Marketz (Kärnten Netz)
Kelag-Vorstände Danny Güthlein und Reinhard Draxler, Geschäftsführer Ivan Šmon (Elektro Gorenjska), Geschäftsführer Eva Tatschl-Unterberger und Michael Marketz (Kärnten Netz) © Kk

Verlegung von Mittelspannungskabel durch den Loibltunnel

Wegen wetterbedingter Ausfälle der Stromversorgung nimmt die Bedeutung grenzüberschreitender Nachbarschaftshilfe bei Störungen zu. Die bestehende Notstromverbindung wurde seither in mehr als 60 Fällen beidseitig genutzt. Im Rahmen des EU-Projektes „GreenSwitch“ wird die bestehende Notstromverbindung über den Seebergsattel zur gegenseitigen Störungsaushilfe nun durch die Kärnten Netz verstärkt“, erläutern die beiden Geschäftsführer der Kärnten Netz, Michael Marketz und Eva Tatschl-Unterberger. Die Verlegung eines neuen Mittelspannungskabels durch den Loibltunnel wird ebenfalls der gegenseitigen Aushilfe im Störungsfall dienen und künftig einen höheren Leistungsaustausch ermöglichen. Beide Maßnahmen werden von der EU gefördert und bis Ende 2028 umgesetzt. 

„Europaweit positives Beispiel“

Vom redundanten Netz würden „die Menschen auf beiden Seiten der Karawanken gleichermaßen im Ernstfall profitieren“, sagt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Kärntens mit Slowenien sei mittlerweile ein europaweit positives Beispiel, so Kaiser. Erstmals in der Geschichte der Kärnten Netz werden Netzinfrastrukturprojekte von der Europäischen Kommission gefördert.

EU-Kommission fördert

Erstmals in der Geschichte der Kärnten Netz werden Netzinfrastrukturprojekte von der Europäischen Kommission gefördert. Unter dem Projekttitel „GreenSwitch“ setzt ein internationales Konsortium – bestehend aus vier slowenischen und zwei kroatischen Netzbetreibern sowie der Kärnten Netz – das Förderprojekt um. Ziel des Projektes ist es, die bestehende Strominfrastruktur optimal zu nutzen sowie neue Technologien und fortschrittliche Funktionalitäten in die Übertragungs- und Verteilernetze zu integrieren, um eine höhere Einbindung erneuerbarer Energieträger in die Netzinfrastruktur zu ermöglichen und die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Mit „GreenSwitch“ fließen rund 25 Millionen Euro an EU-Mitteln in das Kärntner Stromnetz. Die grenzüberschreitende Verbindung als Teil dieses Projekts wird für die Aushilfe bei Störfällen dienen.