Die heimische Gaswirtschaft weist darauf hin, dass Gas auch künftig für die verlässliche Energieversorgung wichtig sein wird. Um aber künftig ohne fossiles Gas die Versorgung mittels Biomethan und Wasserstoff sicherstellen zu können, brauche es „jetzt die politische Unterstützung sowie klare Rahmenbedingungen für Investitionen in die Gasinfrastruktur Österreichs“, sagte der Vizepräsident der ÖVGW und Geschäftsführer der Gas Connect Austria, Stefan Wagenhofer, am Montag.

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) setzt sich für das rasche Errichten von Wasserstoff- und Biomethan-Produktionsanlagen, das Entwickeln und Umsetzen einer Wasserstoff-Importstrategie sowie den Aufbau des dafür notwendigen Leitungsnetzes ein. Würde Österreich aus fossilen Brennstoffen aussteigen, ohne die Infrastruktur für erneuerbare Gase auszubauen, dann drohe eine große Versorgungslücke für Energie, warnt Wagenhofer.

Manfred Pachernegg und Stefan Wagenhofer fordern Hochlauf von Wasserstoff und Biomethan als Teil der Energiewende
Manfred Pachernegg und Stefan Wagenhofer fordern Hochlauf von Wasserstoff und Biomethan als Teil der Energiewende © Katharina Schiffl

Energiewende fordert Industrie

Einerseits brauchten einige Industriezweige Gas und könnten nicht auf Strom umstellen, andererseits zeichne sich selbst bei einer massiven Steigerung der erneuerbaren Stromproduktion ein zeitweiser Mangel - Stichwort windlose, bewölkte Wintertage - ab. Dieser könne mit erneuerbaren Gasen kompensiert werden.

Biomethan, also aus biogenen Stoffen erzeugtes Methan, könne schon jetzt ohne Einschränkungen über das heimische Gasnetz verteilt werden. Wasserstoff könne zu 10 Prozent dem Erdgas beigemengt werden, dafür seien auch die Endgeräte in Österreich geeignet. Die Leitungen selber seien zwar zu 97 Prozent in der Lage, reinen Wasserstoff zu transportieren - das würde aber Endgeräte, Messeinrichtungen oder Verdichteranlagen überfordern.

Zwei Milliarden Euro nötig

Ziel der Gaswirtschaft ist es, ein „Kernnetz“ für reinen Wasserstoff aufzubauen, über das vor allem große industrielle Abnehmer versorgt werden, so Manfred Pachernegg, Vorsitzender des Forschungsbeirates der ÖVGW und Geschäftsführer der Energienetze Steiermark. Um den bis 2050 erwarteten Bedarf zu decken, wäre dafür eine Investition von 2 Milliarden Euro nötig. Kleine Endverbraucher wie Haushalte werden aus Sicht der Gasbranche auf absehbare Zeit besser mit Biomethan versorgt, damit nicht unzählige Geräte ausgetauscht werden müssen.

Österreich werde auch mit erneuerbaren Gasen nicht energieautark werden, sagt die Gasbranche. Insbesondere Wasserstoff müsse auf Dauer importiert werden. Von der Regierung wünschen sich die Fachvertreter einen „klaren und vor allem praxistauglichen“ Rechtsrahmen für die Weiterentwicklung der Gas-Infrastruktur und entsprechende Investitionen mit staatlichen Zuschüssen in die Leitungen. „Ein ganzheitlicher Plan, der Gas-, Wasserstoff-, Strom-, Fernwärme- und CO₂-Netze miteinander verknüpft“ wäre nötig.

Anstelle des unter Schwarz-Grün nie beschlossenen EGG (Erneuerbares-Gas-Gesetz) wünscht sich die Gaswirtschaft ein als Marktprämien-Modell ausgestaltetes Grüngas-Gesetz, analog zur Ökostrom-Förderung.