Die drei US-Forscher Daron Acemoglu, Simon Johnson und James A. Robinson erhalten heuer den „Wirtschafts-Nobelpreis“ für ihre Forschungen über die Gründe für unterschiedlichen Wohlstand unterschiedlicher Länder. Das gab das Nobelpreiskomitee am Montag in Stockholm bekannt. Die 20 Prozent reichsten Länder seien etwa 30 Mal reicher als die ärmsten 20 Prozent. Die Forscher hätten Erklärungen aufgezeigt, warum dies der Fall sei.
Voraussetzungen für Wachstum
„Sie haben uns geholfen, die Wohlstandsunterschiede zwischen den Nationen zu verstehen“, heißt es in der Begründung der Jury. Ihre Forschung helfe zu verstehen, warum es in Gesellschaften mit einer schwachen Rechtsstaatlichkeit und Institutionen, die die Bevölkerung ausbeuten, nicht zu Wachstum und Wandel kommen würde.
Robinson schrieb gemeinsam mit Acemoglu „Why Nations Fail“ (“Warum Nationen scheitern“). In dem Buch untersuchen die beiden Nobelpreis-Träger, warum einige Länder reich und andere arm sind. Die Autoren argumentieren, dass der Schlüssel zur Erklärung dieser Unterschiede in den politischen und wirtschaftlichen Institutionen liegt, die in verschiedenen Ländern im Laufe der Geschichte entwickelt wurden.
Wohlstand hängt an Institutionen
Der Wohlstand von Nationen hänge demnach vor allem von den politischen und wirtschaftlichen Institutionen ab, die ihre Bürger einrichten und entwickeln. Wenn Institutionen die Beteiligung der Bevölkerung ermöglichen und Macht gleichmäßig verteilen, kann dies zu langfristigem wirtschaftlichem Wachstum führen.
Hingegen seien Länder mit Institutionen, die auf Ungleichheit und Machtkonzentration basieren, meist wirtschaftlich weniger erfolgreich. Die Autoren heben die Bedeutung von Reformen und politischem Wandel hervor, um solche Kreisläufe zu durchbrechen und den Weg für eine erfolgreichere Entwicklung zu ebnen.
Analysen zur Finanzkrise
Simon Johnson beschäftigt sich mit der globalen Wirtschaft, Finanzkrisen, der Rolle von Institutionen in der wirtschaftlichen Entwicklung und der Regulierung von Banken und Finanzmärkten. Er ist Mitautor des Buches „13 Bankers: The Wall Street Takeover and the Next Financial Meltdown“, das die Finanzkrise 2008 analysiert und Reformen des Finanzsystems vorschlägt. Gemeinsam mit Acemoglu und Robinson trägt er in der akademischen Forschung zur Bedeutung historischer Institutionen bei.
„Eine der größten Herausforderungen“
Alle drei ausgezeichneten Forscher sind in den USA aktiv. Der 57-jährige Acemoglu und der 61-jährige Johnson lehren am Massachusetts Institute of Technology (MIT), der 64-jährige Robinson ist Professor an der Universität von Chicago. Es sei „eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“, die großen Einkommensunterschiede zwischen den Ländern zu reduzieren, erklärte das Gremium. Die Preisträger hätten dabei die Rolle sozialer Institutionen bei diesem Prozess aufgezeigt.
Der in Wien geborene Friedrich Hayek war 1974 bisher der einzige österreichische Preisträger in dieser Kategorie.