Und jährlich grüßt das Murmeltier. Mit dem Öffnen der ersten Skipisten im Land zieht die stets emotional geführte Debatte um die Preisgestaltung in den Skigebieten auf. Für frischen Diskussionsstoff sorgen aber nicht nur die Preise, sondern zunehmend auch die Art und Weise, wie sie ermittelt werden. Denn sukzessive setzen Skigebiete auf eine vollautomatisierte Preisfindung, sogenanntes „Dynamic Pricing“. Eine Technologie, die man vom Flugtickets-Erwerb kennt, die aber auch bei Konzerten immer öfter Einzug hält. Im Falle des Comebacks der britischen Kultgruppe Oasis sorgten die stark variierenden Preise gar für eine weltweite, hitzige Diskussion.

Auf Europas Skipisten, also auf kühlerem Terrain, waren große Skigebiete in der Schweiz „dynamische“ Vorreiter. In Zermatt etwa setzt man seit 2018 auf die vollautomatisierte Preisermittlung, in Österreich begann man damit ein paar Jahre später. Heute ist „Dynamic Pricing“ aber auch hierzulande vielerorts Standard. Bei den Großglockner Bergbahnen ermittelt ebenso ein Algorithmus die täglichen Preise wie bei Betreibern im Gebiet Silvretta Montafon. Im Vorjahr seien die Preise für Tagestickets dort zwischen „50 und 75 Euro“ gependelt, wie Marketingchef Thomas Ettenberger dem ORF-Radio sagte. An „sehr vielen Tagen“ sei Skifahren dort deswegen „deutlich günstiger“ geworden, „am Wochenende oder zu Ferienzeiten“ wurde es indes teurer.

ecoplus-Chef Markus Redl
ecoplus-Chef Markus Redl © ecoplus

Warum immer mehr Skigebiete die Preise pendeln lassen? Anbieter von Dynamic Pricing à la Pricenow versprechen ihrer Kundschaft primär mehr Wirtschaftlichkeit. Von einer „nachhaltigen Steigerung von Gewinnen und Umsätzen“ ist etwa die Rede. In Wahrheit greift die Erwartungshaltung der Liftbetreiber noch weiter. „Wir gehen den dritten Winter mit Dynamic Pricing an und haben bisher gute Erfahrungswerte sammeln können“, erzählt etwa Markus Redl, Chef der ecoplus Alpin GmbH und damit der landeseigenen Bergbahnen Niederösterreichs.

Ein Vorteil sei, dass man den Anteil der Online-Buchungen auf „mehr als 50 Prozent“ steigern konnte. Damit verbunden steigen die Möglichkeiten, Kunden gezielter, per E-Mail oder SMS, adressieren und binden zu können. Außerdem könne man als Anbieter Risiko streuen und Besucherströme besser steuern. Redl: „Jeder Gast, der ein paar Tage früher bucht, wird mit einem günstigeren Ticket belohnt. Dafür teilt er sich das Wetterrisiko mit uns.“ Neben Wetterdaten zieht der von Redl & Co eingesetzte Algorithmus auch historische und aktuelle Buchungszahlen für die Preisfindung heran.

Intransparente und steigende Preise?

Ein technologisches Amalgam, das bei manch Konsumentenschützer die Alarmglocken schrillen lässt. Einerseits, so etwa die Kritik der Arbeiterkammer, würde die Methode zu einer intransparenten Preisgestaltung führen. Andererseits würde diese Form der Preisfindung auf lange Sicht zu schneller steigenden Skipreisen führen. Manch Zweifel regt sich aber auch innerhalb der Branche. So hat sich Österreichs größter Skiverbund, die Skiwelt Amadé, weitestgehend vom (Begriff) Dynamic Pricing verabschiedet.

Ski-Amadé-Chef Daniel Berchthaller
Ski-Amadé-Chef Daniel Berchthaller © GEPA

Warb man 2022 noch damit, setzt man jetzt gezielt auf die Begrifflichkeit des „Online-Frühbucherbonus“, der sich auch inhaltlich unterscheidet. Je früher gebucht wird, desto höher sind die Aussichten, dass der Online-Preis teils deutlich unter dem fixen Kassenpreis liegt – keinesfalls darüber. „Unsere Gäste können sich sicher sein, dass der Maximalpreis jener der Liftkasse ist und im Unterschied zum vollautomatisierten Dynamic Pricing diesen auch nicht übertrifft. Wir beurteilen nicht nach Parametern wie Wetterlage oder Nachfrage“, erklärt Daniel Berchthaller, Präsident von Ski Amadé. Somit sei man kalkulierbar und auch fair gegenüber Familien, die auf die viel gebuchte, Ferienzeit in der Hauptsaison setzen müssen. Das Online-Frühbuchen werde bereits von einem Drittel der Gäste genutzt, die ohnehin im Alltag „immer mehr online kaufen.“

Einen vom grundlegenden Trend abweichenden Weg schlug übrigens auch Sörenberg ein. Das Schweizer Skigebiet, immerhin das größte im Kanton Luzern, kehrt in der aktuellen Saison nach zwei Jahren zu fixen Preisen zurück. „Gäste, die bereit sind, dynamische Preise zu bezahlen, wollen eine Schneegarantie. Eine solche können wir nicht bieten“, lautet die offizielle Begründung der Bergbahnen Sörenberg.