Dacia-Chef Denis le Vot ist der „Monsieur 100.000 Volt“ der Autobranche. Wenn man mit ihm zusammensitzt spürt man die Energie, die Leidenschaft – und hört die Gabe, die Dinge auf den Punkt zu bringen. Der neue Bigster spielt eine zentrale Rolle in Dacias Eroberungsstrategie für Europa. „Rund drei Millionen Menschen kaufen in Europa SUVs im C-Segment. Vor fünf Jahren bewegten sich die Preise im Schnitt bei rund 25.000 Euro, oder unter 30.000 Euro. Heute sind wir bei 35.000 Euro. Die Gründe: Neue Vorgaben der EU, Inflation, gestiegene Energie- und Materialkosten. Die meisten unserer neuen Bigster-Kunden werden also aus höheren Klassen kommen“, analysiert er trocken und bringt so das Kernproblem einer ganzen Branche auf den Punkt. Er lächelt jetzt: „Je teurer die anderen Autos werden, desto mehr Kunden kommen zu uns, zu Dacia.“ Das Auto werde zum Luxus für viele. „Dort stehen wir heute.“

Dacia: Massenphänomen statt Nische

Autos sind nämlich so teuer geworden, dass Dacia mit seiner Politik nicht mehr Nische, sondern Massenphänomen ist. Eben dank der Konkurrenz. Keine andere Marke hat sich so fokussiert: Auto, Preis, ein bissl Style, und was man halt so zum Leben braucht, nette Ideen wie ein Bett im Auto und das Image viel Auto zu einem akzeptablen Preis zu bekommen.

So einfach kann die Welt abseits aller Marketing-Strategien sein. Preise? Ab 25.000 Euro kommt der neue Bigster auf die Straße, ab 30.000 Euro ist der Hybrid dran. Inzwischen rettet Dacia die Bilanz der Konzernmutter Renault, baut das meistverkaufte Auto in der EU (Sandero) und EU-Marktanteile von über acht Prozent machen Dacia zu einem Big Player, mit dem Bigster wird‘s noch mehr.

Auch mit dem Bigster geht man in eine neue Größenordnung über: Der Bigster misst 4,57 Meter, ist 1,81 Meter breit (+/- 0 cm), 1,71 Meter (+ 5 cm) hoch – und überragt den kleineren Bruder Duster in den in Klammern angegebenen Werten. Weiters: Radstand: 2,70 Meter (+ 4 cm), das Kofferraumvolumen (VDA): 667 Liter (+ 150 Liter).

Der Unterschied zu Skoda und Renault

Alles Zahlen, die das C-Segment kräftig durcheinanderwirbeln werden. Le Vot rechnet mit 50 Prozent Kundschaft aus dem Dacia-Lager, 50 Prozent würden aus höheren Klassen kommen, weil es inzwischen einfach als g‘scheit gilt, Dacia zu fahren. Die Eroberungsrate bei anderen Marken sei höher als die Anzahl der Kunden, die von Renault kommt.

Solche Sätze hat man zum Beispiel bei Skoda früher auch gesagt, um die Konzernmutter Volkswagen nicht zu verärgern. Bei Dacia ist‘s das gleiche Spiel, ausgereifte Renault-Technik und eigene Ideen ergeben eine neue Melange. Le Vot betont aber den Unterschied: „Wir haben so gut wie keine Berührungspunkte unter den Modellen mit Renault. Dacia ist Dacia, wir kommen Renault nicht in der Modellpolitik nicht in die Quere, wir unterscheiden uns zu klar.“

Dacia CEO CEO Denis Le Vot: „Je teurer die anderen Autos werden, desto mehr Kunden kommen zu uns, zu Dacia.“
Dacia CEO CEO Denis Le Vot: „Je teurer die anderen Autos werden, desto mehr Kunden kommen zu uns, zu Dacia.“ © AFP / Fabrice Coffrini

Zwei neue Modelle von Dacia kommen und ein neues E-Auto

Der Bigster ist kein Dacia-Einzelkind für das C-Segment, man hat die Plattform des Dacia gestreckt, zwei neue Karosserievarianten werden auf der Bigster-Plattform laut Le Vot noch kommen.

Weitere Ausblicke? Der Sandero ist auf dem Weg ein voll elektrisches Auto werden. Ende 2027, soll‘s so weit sein. „Wir haben das Auto in 100 Wochen entwickelt, aber 2027 wird eine andere Zeit sein, wir haben etwa noch nicht die endgültigen Entscheidungen getroffen, zum Beispiel, was die Batteriegröße betrifft. Deshalb kann ich noch keinen Preis sagen.“

Aufgrund der Nachfrage 2025 wird man weiter entscheiden, wie schnell man elektrifiziert. Der Sandero werde auch in Verbrenner-Versionen (Hybrid) kommen, nicht nur rein elektrisch. Dank der Elektrifizierungsstrategie der Konzernmutter Renault und der zusammengefassten CO2-Emissionswerte, kann sich Dacia mit der Elektrifizierung ja ein wenig Zeit lassen. Aber auch le Vot gibt zu: „Wir wissen noch nicht, ob es Strafzahlungen gibt, wir werden erst 2025 sehen, wie schnell der elektrische Markt sich 2025 entwickelt. Wenn es keine oder zu wenig Nachfrage gibt, werden wir alle ein Problem haben.“ Als Faustregel gilt: Für vier Verbrenner muss man ein E-Auto verkaufen.

Die wichtigsten Daten zum Bigster

Die wichtigsten Dacia-Daten zum neuen Bigster, wie es die Marke zusammenfasst: Der Dacia Bigster ist das erste Modell der Renault Group mit dem neuen Hybrid 155, eine Kombi aus einem 107 PS starken Vierzylinder-Benzinmotor, zwei Elektromotoren (einen 50-PS-Motor und einen Hochspannungs-Starter/Generator), einer 1,4-kWh-Batterie (230 V) und einem automatischen Elektrogetriebe. Weiters an Bord: 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner (Mildhybrid 48-V-Mild-Hybrid-System, Sechsgang-Schaltgetriebe). Und die Allradvariante TCe 130 4x4 (der neue Bigster TCe 130 4x4 verfügt über das Terrain Control System mit fünf Fahrmodi).

Besondere Extras? Das Sleep Back mit einem Bett, wie im Duster und bis zu 20 Prozent der Plastikeinsätze sind recycelt.

Kein Dacia mehr unter 10.000 Euro

Das Eintrittslevel hat sich auch verändert. Unter 10.000 Euro spielt sich auch bei Dacia nicht mehr viel ab. „Unsere Autos sind aus echtem Metall und Plastik gebaut, echte Motoren erfüllen auch neue Euro-Abgasnormen. Der Preis wird sich immer erhöhen., auch bei uns“, erklärt le Vot. „Wenn Sie Metall, Plastik kaufen und wenn sie die Regulative erfüllen, wird sich auch das günstigste Auto beim Preis steigen. Wir waren die, die Autos unter 10.000 Euro verkauft haben. Wir machen das leider nicht mehr. Der Punkt ist ein anderer: Alle Auto-Preise steigen. Aber schauen Sie sich den Bigster jetzt an: Wenn sie ihn mit anderen Autos in dem Segment vergleichen, dann ist der Bigster um rund 150 kg leichter. Das macht einen riesigen Preisunterschied. Die Autos, die schwerer und größer werden, steigen schneller im Preis, weil die Materialkosten immer höher werden.“ Dacia schaue auf jedes Gramm: Um die Heckklappe zu öffnen, zum Beispiel, setzt Dacia beim Bigster nur einen Motor ein – die Konkurrenz aber zwei Motoren..