Schwächelnde Nachfrage und gleichzeitig hohe Lohn- und Energiekosten machen der heimischen Industrie deutlich zu schaffen. Der erhoffte Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte ist ausgeblieben. Die Industriebetriebe in Kärnten und Osttirol haben mit zu geringer Produktionsauslastung zu kämpfen.
Nachdem im Sommer der Antrag auf Kurzarbeit von Liebherr-Hausgeräte in Lienz vom Arbeitsmarktservice abgelehnt wurde, hat sich das Unternehmen mit dem Betriebsrat auf eine Vier-Tage-Woche verständigt, um bis Dezember die temporäre Unterauslastung zu überbrücken. Durch eine freiwillige Lohnaufzahlung des Unternehmens belaufen sich die Netto-Lohneinbußen der betroffenen Mitarbeiter auf maximal zehn Prozent. Eine Garantie, dass im Jänner wieder auf die gewohnte Produktion aufgestockt werden kann, gibt es derzeit nicht. Die Nachfragesituation werde laufend überprüft, heißt es von der Geschäftsführung.
Bei Hirsch Servo in Glanegg rechnet man erst im Jahr 2027 wieder mit einem Aufschwung. Deshalb führt der Kärntner Dämm- und Verpackungsspezialist aktuell Gespräche mit rund 100 Mitarbeitern über die temporäre Einführung einer Vier-Tage-Woche.
Mit dem schwierigen Marktumfeld hat auch iDM, mit Standorten in Spittal und Matrei, zu kämpfen. Der Wärmepumpenhersteller ist ebenfalls mit 1. Oktober auf die Vier-Tage-Woche umgestiegen. „Die aktuelle Auftragslage und die Lagereffekte in den Lieferketten haben uns dazu veranlasst, eine betriebsinterne Vereinbarung für eine vorübergehende Anpassung der Arbeitszeit in den Bereichen Logistik und Produktion vorzunehmen“, heißt es aus dem Unternehmen der Familie Pletzer. Dies erfolgte laut iDM einvernehmlich mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat. Die Vier-Tage-Woche, die bis Jänner 2025 geführt wird, hat Auswirkungen auf die Kapazitäten aus der Produktion. 20 Prozent weniger wird hergestellt. Noch im Vorjahr knackte das Unternehmen die Umsatzmarke von 200 Millionen Euro – gemeinsam mit dem Werk in Spittal. Im Jänner dieses Jahres kam aus der Chefetage die Ansage, dass man den Mitarbeiterstand mittelfristig von 700 auf 900 erhöhen will. Doch daraus wird derzeit nichts. Zuletzt wurden in Matrei Ende August, Anfang September 18 Mitarbeiter gekündigt.
„Die Situation ist ernst und die Wirtschaftsflaute wird nicht von heute auf morgen verschwinden“, sagt René Willegger, Vorsitzender des ÖGB Kärnten. Es sei „kein Nachteil“, wenn in der aktuellen Situation, um Arbeitsplätze zu erhalten, Vereinbarungen wie Vier-Tage-Woche zwischen Mitarbeitern und Unternehmen getroffen werden. Zuletzt haben Industrievertreter die hohe Teilzeitquote in Österreich bemängelt. Eine Kritik, die gerade in der Industrie nicht zutreffend sei, wie der ÖGB-Vorsitzende betont.
Ein „klares Missverhältnis zwischen den am Arbeitsmarkt nachgefragten und den tatsächlich verfügbaren Qualifikationen“, ortet Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Vor allem im Bereich der Digitalisierung fehle es an qualifizierten Arbeitskräften, um den technologischen Fortschritt effektiv voranzutreiben. „Gleichzeitig erschweren hohe Lohnkosten unsere Wettbewerbsfähigkeit, was den Druck erhöht, Arbeitsprozesse weiter zu automatisieren. Doch gerade hier mangelt es uns an den nötigen Fachkräften, um diese Transformation erfolgreich zu gestalten“, kritisiert Springer.