Von all den süßen Geschichten, die sich rund um die Familie Craigher in Friesach angesammelt haben, ist eine besonders reizend: „Ein Kunde aus Wien kaufte als Mitbringsel auf der Durchreise ein paar Tafeln Schokolade. Eine halbe Stunde später stand er wieder bei uns im Geschäft und brauchte Nachschub. Er war in Neumarkt umgedreht, weil er alles aufgegessen hatte“, erzählt Barbara Craigher, während ihr Mann seine neuesten Kreationen serviert. Drei Jahre hat die Entwicklung der neuen Südamerika-Edition gedauert, die jetzt - pünktlich zum 110-Jahr-Jubiläum - auf den Markt bzw. auf die Gaumen kommt. „Dabei verarbeiten wir Wildkakao aus Venezuela, Bolivien, Peru, Costa Rica und der Dominikanischen Republik“, sagt Dieter Craigher. Dieser Ur-Kakao wächst wild im Urwald, nicht auf Plantagen. Bei der Rohstoffbeschaffung arbeiten die Craighers mit einem Schweizer Familienbetrieb zusammen. Nachhaltig ist auch die edle Verpackung, die an eine wertvolle Luftpost erinnert - sie stammt vollständig aus österreichischer Produktion.

Gründer Dominikus Craigher der Ältere (rechts) in seiner Dampfbäckerei
Gründer Dominikus Craigher der Ältere (rechts) in seiner Dampfbäckerei © Craigher

Dominikus Craigher der Ältere, der Großvater von Dieter, hat das Unternehmen 1914 als Bäckerei gegründet. Und schon damals war Innovationsgeist da: Craigher - die Schreibweise des Namens ergibt sich durch irische Vorfahren - war die erste Dampfbäckerei Kärntens, zu der bald ein Café und eine Konditorei dazukamen. Sohn Franz machte weiter und entschied in den 60er Jahren, die Bäckerei aufzugeben. 1980 übernahmen Dieter und Barbara. In ihre Ära fiel die Entscheidung, auch Tafelschokolade herzustellen. Und sie erfanden den Friesacher Würfel und den Friesacher Pfennig. Schoko-Spezialitäten, die sich auf die mittelalterliche Stadt bzw. das mittelalterliche Zahlungsmittel beziehen und deren Status längst an ikonische Konfekte wie die Mozartkugel heranreicht.

Aus den Worten des Ehepaars ist seine Begeisterung und Leidenschaft herauszuhören. Obwohl sie den Betrieb längst an die Kinder Dominikus und Hanna übergeben haben, machen beide weiter mit. Und das gerne.

„Vielleicht sind wir, weil unsere Vorfahren aus Irland stammen, ein bisschen irre“, sagt Hanna Craigher (32), die ein Doppelstudium aus BWL und Wirtschaftsrecht absolviert hat und das Unternehmen mit ihrem Zwillingsbruder, der Chocolatier und Konditor ist, 2017 um die Schoko-Erlebniswelt bereichert hat, die jährlich über 7000 Besucher zählt. „So sind wir weniger saisonabhängig.“ Und die Craighers haben weitere Standbeine: den Onlineshop und die personalisierten Schokoladetafeln, die bei Industrie- und Gewerbebetrieben ebenso wie bei Ärztinnen und Steuerberatern beliebt sind - als mit Banderolen mit ihrem Namen gebrandete Geschenke, Platzkarten, Give Aways. 20 Tonnen Kakao haben die Craighers mit ihren 14 Mitarbeitern im Vorjahr - händisch - verarbeitet. Allein 70 gefüllte Sorten sind im Sortiment, besonders beliebt ist die Kärntner Schokolade wahlweise mit Haselnusskrokant, Honig, Preiselbeeren und Nougat oder zartbitter mit Apfel, Zimt, Honig, Weinbeeren und Rum. Hanna Craigher: „Seit 2016 haben wir 2,6 Millionen Euro investiert.“ Aktuell läuft die Weihnachtsproduktion an - samt Schoko-Christbäumen, Krampus und Nikolaus.

Dominikus und Hanna, die das Ein-Mal-Eins laut eigener Aussage beim Eisverkaufen in der Konditorei gelernt haben, verbinden den Innovationsgeist des Urgroßvaters mit guter Kalkulation bzw. geschickten Jahreskontrakten und gutem Geschmack. Nur zwei Details: Die Wände des Cafés sind kakaobraun gestrichen. Das Museum ziert an der Decke eine riesige goldene Kakaobohne - Bühnenbildner der Vereinigten Bühnen Wiens haben den verwegenen Auftrag ausgeführt.