Die Europäische Union feilt an einem Rauchverbot im Freien, um Bürgerinnen und Bürger vor dem Passivrauchen zu schützen. Im Mittelpunkt stehen laut Frankfurter Allgemeine „schützenswerte Räume im Freien“, die vor allem auch von Kindern und Jugendlichen genutzt werden - also öffentliche Spielplätze, Schulhöfe, Freizeitparks, Freibäder und Gastgärten. Am Donnerstag sollen die Gesundheitsminister in Brüssel darüber beraten.

In der heimischen Gastronomieszene sorgt dieser Plan für Empörung. „Für viele Betriebe wäre das eine Katastrophe“, sagt Klaus Friedl, Gastro-Sprecher in der Wirtschaftskammer Steiermark. Viele Wirte hätten in Raucherbereiche in Innenräumen investiert - allerdings umsonst, weil dann ohnehin ein gänzliches Verbot in geschlossenen Räumen gekommen ist. Nun drohe sich das zu wiederholen. Denn etliche Gastronomen hätten eigene Raucherecken eingerichtet und Heizschwammerln im Freien aufgestellt, um sicherzustellen, dass Nichtraucher sich nicht belästigt fühlen. „Und in Zukunft muss der Gast vielleicht sogar auf die Straße gehen. Was absurd ist, wenn er quasi im gleichen Luftraum dann doch rauchen darf“, sagt Friedl. Sollte das Verbot in Kraft treten, sei mit massiven Umsatzeinbußen zu rechnen.

„Das wäre unser Ruin. Viele Kollegen werden das Handtuch werfen“, ist der Gastro-Sprecher überzeugt. Einerseits bedauere man das Gasthaussterben am Land, mache es aber gleichzeitig den Wirten mit den vielen Auflagen immer schwerer. Die derzeit ohnehin schon mit hohen Personal-, Energie- und Warenkosten zu kämpfen hätten.

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Auflagen-Rucksack schon voll

Gegen ein Rauchverbot im Gastgarten ist auch der Kärntner Gastronomie-Sprecher Stefan Sternad: „Das Gasthaus ist ein Ort der Begegnung, wo es ein Miteinander und gegenseitige Rücksichtnahme geben sollte, aber nicht ein Denunziantentum forciert werden soll.“ Darüber hinaus gäbe es bereits jetzt für die Wirte zu viele Auflagen. „Der Rucksack ist voll. Wenn nichts von den bisherigen Auflagen herausgenommen wird, brauchen wir über neue gar nicht reden“, sagt er. Außerdem sei in vielen Lokalen mit Schwerpunkt hochwertiger Küche der Aschenbecher schon längst nicht mehr automatisch auf jedem Terrassentisch, wie in seinem eigenen, dem Gasthaus Messnerei am Sternberg.

Kategorisches Nein von ÖVP und FPÖ

Ein kategorisches Nein zu einem Rauchverbot im Freien kommt von ÖVP-Klubobmann August Wöginger. Es sei unerhört, die Eigenverantwortung der Menschen derart einschränken zu wollen, zudem sei das Rauchen in Innenräumen ohnehin schon klar geregelt. Wöginger: „Der EU-Vorschlag wird von uns klar abgelehnt. Menschen sollen selbst entscheiden können, ob sie im Freien rauchen wollen.” Der FPÖ-Konsumentschutzsprecher Peter Wurm sieht im Rauchverbot „einen zweiten Anschlag der EU-Bürokratie“ und ein „Gastrosterben auf EU-Verordnung“.

Bis zu 600 Strafe in Italien

In anderen europäischen Ländern gelten bereits seit Jahren deutlich striktere Rauchverbote als in Österreich. Eines der strengsten gibt es in Italien. In Turin etwa ist Rauchen im Freien untersagt, wenn andere Personen nicht mindestens fünf Meter entfernt sind. Rauchern, die in öffentlichen Bereichen vor Kindern oder Schwangeren zur Zigarette greifen, drohen in ganz Italien bis zu 600 Euro Strafe. In Großbritannien will man bis 2030 komplett rauchfrei sein. Ein Rauchverbot in den Biergärten der Pubs wird hitzig diskutiert. Darüber hinaus soll auch das Verkaufsalter von derzeit 18 Jahren jeder Jahr angehoben werden.