Schlagfertig und interessiert – so präsentierte sich Brigitte Ederer erst vor wenigen Wochen als Zuhörerin einer Wirtschaftsdiskussion in der Wiener Redaktion der Kleinen Zeitung. Dass sie schon bald (wieder) an die Spitze des Aufsichtsrats der Staatsbahnen ÖBB gewählt werden würde, war damals noch nicht absehbar. Unter die Kategorie „Knalleffekt“ ordneten einige Medien die Bestellung Ederers zur Oberaufseherin der Bahn dieser Tage ein.

Die frühere Spitzenmanagerin von Siemens, u. a. als Österreich-Generaldirektorin sowie weltweite Personal-Vorständin des Gesamtkonzerns, verbindet mit den ÖBB bereits eine längere gemeinsame Geschichte. Schon zwischen 2014 und 2018 stand die einstige SPÖ-Politikerin an der Spitze des Aufsichtsrats. In der türkis-blauen Regierungszeit kam es zu „Umfärbungen“ im Aufsichtsrat, Ederer wurde abgelöst. Als Anfang 2020 die türkis-grüne Regierung angelobt wurde, kam es abermals zu Umfärbungen. Unter der Grünen-Verkehrsministerin Leonore Gewessler kehrte Ederer als einfaches Mitglied zurück. Polit-Debatten haben derartige Besetzungen seit jeher begleitet, ob die 68-Jährige nur eine Übergangslösung ist oder womöglich länger an der Spitze steht, wird wiederum von der künftigen Regierungskonstellation abhängen.

Die Expertise der 68-jährigen Volkswirtin, die zwischen 1992 und 1995 als Europa-Staatssekretärin den EU-Beitritt Österreichs mit orchestrierte (legendär der „Ederer-Tausender“ und das Mock-Busserl), gilt als weitestgehend unbestritten. Sie ist zudem in zahlreichen weiteren Aufsichtsgremien der Industrie vertreten, darunter ams-Osram, Schoeller-Bleckmann und Boehringer Ingelheim RCV. Die mit Ex-SPÖ-Europapolitiker Hannes Swoboda verheiratete Wienerin fungiert zudem im Forum Versorgungssicherheit, das sich der Sicherheit der Energie- und Wasserversorgung verschrieben hat, als Vorsitzende.