Die private Sozialwirtschaft leitete mit den Übergaben der Forderungen die Herbstlohnrunden in Österreich ein. Im Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Forderungen steht eine Gehaltserhöhung von 6,1 Prozent. Dazu komme ein umfangreiches Forderungspaket im Rahmenrecht, informierten die Gewerkschaften der Privatangestellten (GPA) und die Dienstleistungsgewerkschaft vida am Dienstag.

Eva Scherz, Verhandlerin für die GPA: „Die Arbeit im Gesundheits- und Sozialbereich ist hoch professionell. So muss sie auch bezahlt werden. Obwohl in unserer Branche Profis mit langen Ausbildungen und viel Erfahrung am Werk sind, sind ihre Gehälter immer noch unterdurchschnittlich. Eine ordentliche Erhöhung ist ein Zeichen des Respekts vor ihrer hervorragenden Arbeit.“

Gewerkschaft fordert mehr Urlaub

Michaela Guglberger, Verhandlerin für die Gewerkschaft vida, ergänzt: „Neben dem Gehaltsplus fordern wir Maßnahmen zur Erhöhung der Dienstplansicherheit und zur Entlastung der Kolleginnen und Kollegen. Um die Branche attraktiver zu machen, braucht es bessere Arbeitsbedingungen.“

Neben der Gehaltserhöhung werden verschiedene Maßnahmen zur Einstufung und Entlastung, auch im Bereich der Arbeitszeit (mehr Urlaub, geringere Normalarbeitszeit), gefordert.

Arbeitgeber wollen Inflation abgelten

Auf der Arbeitgeberseite ist die seit Juli amtierende SWÖ-Geschäftsführerin Yvonne Hochsteiner erstmals in der Position der Chefverhandlerin. Sie wünsche sich von „Fairness und Augenmaß“ geprägte Verhandlungen: „Wir hatten letztes Jahr den höchsten KV-Abschluss in der Geschichte der Sozialwirtschaft, dieses Jahr sind die Rahmenbedingungen aber andere“, erklärte Hochsteiner.

So betrug die Lohnerhöhung im Jahr 2024 in der SWÖ 9,2 Prozent. Damit war die Erhöhung branchenübergreifend die höchste aller großen KV-Abschlüsse. „Wir haben stets betont, dass wir die Inflation voll abgelten wollen – das haben wir auch getan. Auch für 2025 stellen wir das in Aussicht, allerdings ist heuer die durchschnittliche Inflationsrate für unseren Bemessungszeitraum deutlich geringer“, so Hochsteiner. Der Dachverband erwartet als durchschnittliche Inflationsrate in der Zeit von November 2023 bis Oktober 2024 zwischen 3,6 und 3,9 Prozent.

Ab 22. Oktober wird verhandelt

Die erste Verhandlungsrunde findet am 22. Oktober statt. Der Kollektivvertrag gilt ab 1. Jänner 2025 für 130.000 Beschäftigte in über 100 Berufen. Der Frauenanteil beträgt über 70 Prozent, die Teilzeitquote liegt ebenfalls bei 70 Prozent.

Die SWÖ hat auch Forderungen an die Politik: „Wer auch immer in Zukunft Regierungsverantwortung hat, muss gewährleisten, dass die Finanzierung für die Sozialbranche sichergestellt und jedes Jahr auch entsprechend valorisiert wird“, betont Erich Fenninger, Vorsitzender der Sozialwirtschaft Österreich.