„Change“, zu deutsch „Veränderung“ – ein großes Wort, das in Organisationen den Weg zu notwendigen Neuausrichtungen einleiten kann, aber auch Irritationen, bisweilen auch Verstörung auslösen kann. Wie man Change-Prozesse im Idealfall nicht aufsetzt, wo Fallstricke liegen und wo Hauptgründe für das Scheitern liegen können, haben die Experten Michael Faschingbauer und Manfred Höfler von der Integrated Consulting Group (ICG) aus ihrer Beratungspraxis im Rahmen des Wirtschaftstalks der Kleinen Zeitung skizziert. Zunächst ließen die Mit-Autoren des Buchs, „Change That Works: How to Make Transformation Happen“ (Campus Verlag), die anwesenden Wirtschaftstreibenden im Café Kaiserfeld aber einmal in den Kleingruppen-Dialog treten. Es wurde über positive Change-Erfahrungen ebenso debattiert wie über frustrierende Erlebnisse.
In mehreren Thesen begegneten die Praktiker der Schlüsselfrage: Woran können Change-Prozesse scheitern? Wenn das Warum, also die Grundlage, für den Veränderungsprozess nicht klar genug artikuliert wird. Faschingbauer: „Es geht immer auch darum, dieses Warum spürbar zu machen.“ Und auch darum, zu beschreiben, „was es heißt, wenn wir nichts tun“. Einem erfolgreichen Prozess ebenso abträglich sei es, „wenn attraktive Zukunftsbilder fehlen“, so Höfler. Hier gehe es um authentische und emotionale Übersetzungsleistungen, um die Frage zu beantworten, was die Veränderung dem Einzelnen bringe, es gelte Beschäftigte „mitzunehmen und zu involvieren“, unterstreicht Faschingbauer. Ein weiterer potenzieller Fehler: Eine technokratische Planung des Prozesses, denn dieser Weg sei eine „Reise durch unbekanntes Terrain, wir haben es mit menschlichen Wesen zu tun“.
Auch Ängste sollten nicht dominieren, „Klarheit hilft, es geht darum, gut mit Angst umzugehen“, so Höfler. Denn sonst ernte man die „klassischen Reaktionen zwischen Kampf, Flucht, Totstellen oder Verstecken in der Herde“. Hier seien unangenehme Wahrheiten besser als andauernde Verunsicherung. Im Idealfall gelinge es, Betroffene zu Beteiligten zu machen, indem man Feedback einhole und frühzeitig informiere. Eine weitere These: „Change macht müde“ – ein Befund, der zu manchem Schmunzler in der Riege der Gäste führte.
Was gemeint ist: Mitunter jagt in Unternehmen ein Veränderungsprozess den nächsten, es komme zu Überlagerungen, bei denen der eine noch nicht abgeschlossen ist und bereits der nächste angestoßen werde. Das „Dranbleiben“ sei aber entscheidend – ebenso wie „rasche Erfolgserlebnisse“. So könne zielführend sein, Aktivitäten vorzureihen, die auch schnelle Erfolge bringen können. Und schließlich stehe und falle das Gelingen von Veränderungen in Organisationen und Unternehmen mit der Führung. Wenn „Leadership wenig spürbar“ sei, sich Führungskräfte selbst nicht darauf einlassen, dann sei ein Scheitern geradezu vorprogrammiert, so Faschingbauer und Höfler.
Unter den Gästen und Mitdiskutanten des Wirtschaftstalks waren u. a.: Markus Barta (bytepoets), Kajetan Beutle (Holding Graz), TU-Rektor Horst Bischof, Frank Dicker (Servus Abfall Dienstleistungs GmbH), Messe-Vorstand Armin Egger, ÖGK-Landesvorsitzender und Unternehmer Vinzenz Harrer, Gerd Hartinger (Geriatritsche Gesundheitszentren der Stadt Graz), Steiermärkische-Vorstand Oliver Kröpfl, Gernot Kurrent (Holding Graz), Roman Lurf (LL-resources), Stadtrat Günter Riegler, AMS-Chef Karl-Heinz Snobe, Tanja Stadler (Hilfswerk Steiermark), Jakob Taibinger (WK Steiermark), Sattler-Vorständin Lisbeth Wilding, Maria Wonisch (Steiermärkische), Sandra Zach-Rabl (Iventa)