Der Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an das französische Private-Equity-Unternehmen PAI ist durch. Die Vamed AG hat am Montagabend vom Closing des Deals berichtet. 70 Prozent gehen an PAI, 30 Prozent bleiben bei der deutschen Fresenius. Der Plan war im Mai angekündigt worden und führte zum Teil zu politischer Kritik – vor allem aber zu gewerkschaftlichem und betriebsrätlichem Widerstand. Zum Verkaufspreis herrscht Stillschweigen.
„Im Zuge des erfolgten Closings wird der überwiegende Teil des Postakut-Geschäfts (Reha-Kliniken, Anm.) per 1. Oktober 2024 in einem neuen, eigenständigen Unternehmen unter dem Dach des neuen Mehrheitseigentümers PAI gebündelt“, teilte die Vamed AG mit. Im Frühsommer war bekannt geworden, dass die Vamed filetiert werden soll, der deutsche Mehrheitseigentümer Fresenius zog die Reißleine.
Der bisherige Vamed-Geschäftsbereich Health Facility Operations (“HFO“) ist „nun eine eigenständige Unternehmensgruppe mit Fokus auf Gesundheitseinrichtungen im Post-Akut-Segment und einem Schwerpunkt im Bereich der Rehabilitation“, teilte die nunmehrige HFO-Gruppe mit. Mehrheitseigentümerin ist nun die PAI.
Bedenken gegenüber PAI
Der Betriebsrat des Gesundheitskonzerns Vamed hatte vor dem neuen Mehrheitseigentümer der Rehakliniken, PAI, massiv gewarnt. In den nächsten fünf Jahren würden Einsparungen bei Patienten und Mitarbeitern drohen, damit PAI das Geschäft dann gewinnbringend weiterverkaufen könne, so Vamed-Konzernbetriebsratschef Harald Steer im Sommer. „Denn das ist deren Geschäftszweck.“ Steer forderte die Bundesregierung und Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) auf, Alternativen zu prüfen.
Im Zuge der Vamed-Aufspaltung übernimmt PAI 70 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft, so HFO. Die restlichen 30 Prozent bleiben bei Fresenius. „Der Geschäftsbereich, zu dem auch spezialisierte Gesundheitsdienstleistungen in den Bereichen Prävention, Akutmedizin und Pflege gehören, betreut mit rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jährlich rund 100.000 Patientinnen und Patienten in verschiedenen europäischen Ländern in der stationären und ambulanten Rehabilitation“, hieß es in der Vamed-Mitteilung am Montagabend.
In Österreich sind laut Gewerkschaft vida 3.500 Mitarbeiter in 21 Einrichtungen Teil des Pakets. Neben Betriebsrat und Gewerkschaft kam auch von der SPÖ Widerstand gegen den Verkauf.
Eigenständiges Unternehmen
„Als eigenständiges Unternehmen haben wir die einzigartige Gelegenheit, unsere Stärken zu bündeln und unsere Position im post-akuten Gesundheitsmarkt weiter auszubauen“, so HFO-Gruppe-Chef Klaus Schuster in der HFO-Aussendung. „Die höchste Priorität haben dabei immer die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Patientinnen und Patienten.“ Man werde investieren und sich um „innovative Lösungen“ für die Patientenversorgung bemühen. Insgesamt verfüge die Firma über 60 Einrichtungen und rund 13.000 Mitarbeitende in Deutschland, Österreich, der Schweiz und der Tschechischen Republik.
Die Vamed verzeichnete 2023 einen Umsatz von 2,36 Mrd. Euro, schrieb aber rote Zahlen. Der operative Verlust (EBIT) betrug im Vorjahr 16 Mio. Euro. Fresenius war dadurch unter Zugzwang geraten.
Das österreichische Vamed-Geschäft
Ein Konsortium der Baukonzerne Porr und Strabag hatte das Österreich-Kerngeschäft des heimischen Krankenhausbetreibers und Gesundheitsdienstleisters bereits im Mai um 90 Mio. Euro übernommen. Dabei ging es um Anteile an mehreren Thermen in Österreich (etwa Wien, Geinberg, St. Martins), die technische Betriebsführung des Allgemeinen Krankenhauses Wien (AKH Wien) und das österreichische Vamed-Projektgeschäft.
Die Staatsholding ÖBAG gab ihren 13-Prozent-Anteil am Mehrheitseigentümer Fresenius ab. Seit 1996 hatte es eine Call/Put-Option gegeben, die im Juni umgesetzt wurde. Zum Kaufpreis herrschte auch hier Stillschweigen.