EZB-Präsidentin Christine Lagarde plädiert für größere und stärkere Banken in Europa. Vor dem Hintergrund des Werbens der italienischen Unicredit um die deutsche Commerzbank äußerte sich die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) am Montag vor einem Ausschuss des EU-Parlaments. Größere Banken seien im Interesse Europas und grenzüberschreitende Fusionen seien ihrer Meinung nach wünschenswert, sagte Lagarde.
Es gehe um „Banken, die tatsächlich in einem Umfang, einer Tiefe und einer Reichweite mit anderen Instituten auf der ganzen Welt konkurrieren können, einschließlich der amerikanischen und chinesischen Banken“.
Abhängig von EZB-Genehmigung
Italiens zweitgrößte Bank Unicredit hat über Finanzderivate nach eigenen Angaben Zugriff auf bis zu 21 Prozent der Anteile an der Commerzbank. Die Bundesregierung hält noch zwölf Prozent an dem Frankfurter Institut und hat weitere Verkäufe aus dem in der Finanzkrise erworbenen Paket auf Eis gelegt. Die Commerzbank, deren Belegschaft, die Gewerkschaft Verdi und der Bund stehen einer Übernahme durch die Italiener skeptisch gegenüber. Eine solche Übernahme oder eine Erhöhung der Anteile durch Unicredit müsste die EZB genehmigen. Von Insidern hatte Reuters jüngst erfahren, dass Teile der EZB-Spitze einen Deal zwischen Unicredit und der Commerzbank grundsätzlich unterstützen würden.
„Grenzüberschreitende Fusionen haben viele Vorteile, wenn sie größere, agilere, umfangreichere und tiefer gehende Institute hervorbringen“, sagte Lagarde. Zusammenschlüsse seien nicht ohne potenzielle Risiken. „Aber natürlich ist es Sache derjenigen, die solche Initiativen im Privatsektor anschieben, all dies abzuwägen und zu entscheiden, ob es sinnvoll ist oder nicht“, sagte sie. Die EZB-Chefin betonte, ihre Äußerungen dürften nicht als Einmischung in bestimmte Deals verstanden werden.