In den USA war das Instrument viel bespielt, in Österreich aber gänzlich unbekannt. Als die beiden Steirer Peter Garber und Wolfgang Deutschmann, damals beide knapp über 20 Jahre alt, 2013 „Green Rocket“ als sogenannte „Crowdinvesting-Plattform“ ins Leben rufen, betreten sie Neuland. Gemeinsam mit Sunnybag als erstem Kunden und der Crowd, der Menge an Kleingeldgeberinnen und -geldgebern, die tatsächlich rasch anbeißt. 160.000 Euro investiert sie in den steirischen Hersteller von Taschen mit Solarpaneelen.

„Wir gingen in der Nische in die Nische“, erinnert sich Peter Garber im Gespräch mit der Kleinen Zeitung schmunzelnd an die Anfangszeiten und die betont nachhaltige Ausrichtung der Plattform. „Schritt für Schritt. Nicht explodieren“, sei das eigene Wachstumscredo gewesen. Heute, mehr als zehn Jahre später, blickt Garber stolz auf eine bewegte Geschichte. 405 Finanzierungsprojekte wurden über die Rockets-Plattformen abgeschlossen, 45.500 Investorinnen und Investoren nahmen Geld in die Hand. 203 Millionen Euro an Investment wurden bis dato in Summe aufgestellt. „Die zweiten 100 Millionen deutlich schneller als die ersten“, sagt Garber und lacht auf.

Aus drei Plattformen wird eine

2022 orientiert sich die Rockets Holdung neu, aus den drei ursprünglich separaten Plattformen „Green“, „Lion“ und „Home“ wird die große Marke „Rockets“, aus den einzelnen Marken Investment-Kategorien.

Gründer und Eigentümer: Peter Garber, Wolfgang Deutschmann
Gründer und Eigentümer: Peter Garber, Wolfgang Deutschmann © Rockets

Unternehmerisch laufen die letzten Jahre nicht immer unbeschwert. Lange geht es statistisch bergauf, 2022 erzielt Österreichs Crowdfunding-Markt mit 133 Millionen Euro gar den höchsten Wert an je finanziertem Volumen. Dann aber brechen die Zahlen ein. Die Achillesferse des Marktes: 70 Prozent der Volumina macht die Immobilienfinanzierung aus. Ein Geschäft, das von steigenden Zinsen und härteren Vergaberegelungen plötzlich eingedämmt wird – von einem „kompletten Marktversagen im Bereich der Anlegerwohnungen“ spricht Peter Garber. Bei Rockets liegt das Neukundengeschäft in diesem, jüngst noch so gewichtigen, Segment de facto flach.

Investment in die Rockets-Holding

Auch Rockets selbst, die Plattform gilt mit einem Marktanteil von einem Drittel als Marktführer, stellte diese Entwicklung vor große Herausforderungen. Den Fokus wollen die Steirer deswegen jetzt neu ausrichten. Und zwar auf „mittelständische Unternehmen“, wie Peter Garber schildert. Dort hätte man in den vergangenen Monaten ein Verlangen nach „mehr alternativen Finanzierungsmöglichkeiten“ ausgemacht. Die Unternehmen könnten Eigenkapital aufstellen und die Kundenbindung intensivieren, indem etwa Sachzinsen in Form von Produkten oder Produktgutscheinen angeboten werden. Kunden wiederum könnten schon „ab 250 Euro in regionale Unternehmen investieren“.

Übrigens: Auch die Rockets Holding selbst sucht nach Investments. Gelockt werden potenzielle Geldgeberinnen und Geldgeber mit „Naturalzinsen in Höhe von 12 Prozent“. Sprich: Den Investoren werden die Zinsen monatlich auf ihr Rockets-Konto gutgeschrieben. Wie immer erklärt sich die Zinshöhe mit einem allgemein gültigen Befund im Crowdinvesting: Der höhere potenzielle Ertrag steht erhöhtem Ausfallrisiko gegenüber.