Der Maschinenbauer und Automatisierungshersteller Keba mit 2000 Mitarbeitern ist bisher an 26 Standorten in 16 Ländern tätig. Nun kommen zwei weitere Niederlassungen dazu: Das oberösterreichische Unternehmen übernimmt die insolvente EnerCharge aus Kötschach-Mauthen mit einem Standort in Oberlienz. Das Kärntner Unternehmen war Anfang Juli überraschend in die Pleite geschlittert, damals hatte es noch 97 Mitarbeiter.

EnerCharge produziert Schnelllader für Elektrofahrzeuge. Keba fokussierte sich bisher auf Wallboxen mit 22 kW Ladeleistung, über 500.000 wurden bisher verkauft. Nun habe Keba mit AC- und DC-Ladetechniken (also Laden über zwei Stunden und Schnellladen) ein vollständiges Sortiment. Stefan Richter, Chef der Keba Energy Automation GmbH, betonte, dass sich für die Gruppe durch den Ankauf „viele Perspektiven für die Zukunft“ ergeben – wie etwa das Schnellladen von Elektro-Lkw.

Zusätzliche Jobs möglich

EnerCharge geht als Tochterunternehmen der Keba Energy Automation GmbH in der neu gegründeten Keba eMobility DC GmbH auf. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. 60 Mitarbeiter werden übernommen. Man sei von den Produkten und den Menschen vor Ort begeistert, bekenne sich zu den zwei Standorten und der Produktion in Österreich, so die Geschäftsführung in einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Mittwochnachmittag.

Christoph Knogler, CEO Keba Group AG, Gerhard Weidinger CTO Keba Energy Automation GmbH, Jens Winkler, früherer Geschäftsführer EnerCharge GmbH, Stefan Richter, CEO Keba Energy Automation GmbH, Andreas Schoberleitner, CFO Keba Group AG
Christoph Knogler, CEO Keba Group AG, Gerhard Weidinger CTO Keba Energy Automation GmbH, Jens Winkler, früherer Geschäftsführer EnerCharge GmbH, Stefan Richter, CEO Keba Energy Automation GmbH, Andreas Schoberleitner, CFO Keba Group AG © Kk

Es gebe, wie Christoph Knogler, Vorstand der Keba Group AG, hervorstrich, die Perspektive, dass weitere ehemalige EnerCharge-Mitarbeiter, die vor oder während des Insolvenzverfahrens im Zuge des Restrukturierungsprozesses die Firma verlassen haben, bei der Keba einen neuen Job finden: „Es kann sein, dass wir schnell an beiden Standorten zusätzliches Personal brauchen.“ Dies werde aber vor allem davon abhängig gemacht, ob es „wirtschaftlich sinnvoll“ sei. Im Vorjahr hat der Automatisierungshersteller mit 474,6 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr davor ein Umsatzminus von 14,25 Prozent eingefahren. Bei den Ladestationen habe die Nachfrage aufgrund hoher Lagerbestände bei den Händlern geschwächelt, doch diese ziehe seit Jahresbeginn wieder deutlich an, gab die Keba im Sommer in einem Statement gegenüber dem Industriemagazin an.

„Zukunft wurde gesichert“

Jens Winkler, der bisherige EnerCharge-Chef, zeigte sich sichtlich erfreut, dass durch die Übernahme sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeiter eine Zukunft gesichert worden sei. Optimistisch zeigte sich auch Insolvenzverwalter Klaus Haslinglehner, der betonte: „Das ist ein funktionierendes Team mit tollen Produkten.“ Aufgrund der Größe der Keba hat noch eine kartellrechtliche Prüfung zu erfolgen. Doch der Klagenfurter Rechtsanwalt zeigt sich zuversichtlich, dass dies lediglich „eine Formsache“ sein werde.

Keba ist ein 1968 gegründetes und international agierendes Technologieunternehmen mit Headquarter in Linz, und Niederlassungen in Europa, den USA und Asien. Zu den Geschäftsfeldern der KEBA gehören Industrial, Handover und Energy Automation (Automatisierung).