Ihre Gesichtsanimation und Lippensynchronisation sind bestechend. Sie spricht sechs Sprachen und gibt auf Kreuzfahrtschiffen personalisierte Ausflugs-Tipps: Die mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattete Reisebegleiterin Futura sah den Besuchern auf der Tech-Konferenz „Italian Tech Week“ in Turin tief in die Augen ebenso wie der humanoide Roboter(kopf) Ameca. Der Aussteller, das IT-Unternehmen Reply, entwickelt Systeme, die menschliche Gefühle wie Wut, Trauer, Freude oder Überraschung erkennen interpretieren und simulieren können. Das Motto: „Sag Hallo zu Digitalen Menschen“.
Empathischer Chatbot „Julia“
Emotionale Künstliche Intelligenz bzw. Systeme, die durch Interaktion mit dem Nutzer lernen, waren auch Fokus einer Start-up-Reise aus Kärnten in die Wirtschaftszentren Norditaliens. In Padua hießen Matteo Zen und die gebürtige Wernbergerin Lara Cossettini vom Außenwirtschaftsbüro die Delegation im Innovationszentrum Le Village willkommen. Sie machte dort unter anderem Bekanntschaft mit dem Meta-Mensch „Julia“, einem empathischen Chatbot, der als Job-Interview-Simulator für die Universität Padua entwickelt wurde.
In Mailand ist die Start-up-Szene besonders dynamisch. Die Metropole mit zwei Millionen Einwohnern und sieben Universitäten ist nicht nur Mode-Hotspot sondern auch Talentepool. „Mailand bildet das wichtigste technologische Zentrum Italiens mit fast 20 Prozent aller italienischen Start-ups, weshalb die Stadt in den letzten Jahren vermehrt auch die Aufmerksamkeit internationaler Investoren auf sich gezogen hat“, so der gebürtige Tiroler Außenhandelsdelegierte Christoph Plank im Gespräch mit Hemma Kircher-Schneider, Außenwirtschafts-Leiterin der Wirtschaftskammer Kärnten, die die Kärntner Gruppe anführte.
„Internationaler Austausch“
Besuche beim Start-up Vedrai, das KI-Lösungen für die Entscheidungsfindung von Unternehmern entwickelt, im Co-Working-Space Talent Garden und beim Start-up-Beschleuniger Zest boten den Kärntnern dann auch gute Gelegenheiten zum Netzwerken. „In der Szene ist internationaler Austausch besonders relevant. Und Italien ist nach Deutschland Kärntens wichtigster Auslandsmarkt“, so Kircher-Schneider. Mehr als 30 Prozent aller österreichischen Exporte nach Italien gingen 2023 in die Lombardei, wo die (wirtschaftlichen) Vorbereitungen für die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand-Cortina schon voll angelaufen sind. Plank: „Vom gut bestückten EU-Resilienzfonds in Italien profitieren auch Österreichische Firmen.“
Die in Hermagor aufgewachsene Sabine Madritsch stellte ihre Trainings-Software Mad2Learn vor, mit der sie sich an Unternehmen wendet. „Lernen in der virtuellen Welt - auch mit VR-Brille - ist effektiv. Man kann einzelne Handgriffe üben, die in der realen Welt nicht immer möglich sind, und sogar das Wetter simulieren. Durch KI kann Lernen personalisiert werden“, so Madritsch, die ausgebildete Metaverse-Trainerin (samt TÜV-Zertifikat) ist.
„Gesichtszüge an Märkte anpassen“
Gerhard Fleischer ist mit seinem in Afritz angesiedelten Start-up Enerscale noch in der Entwicklungsphase, hat aber schon Patente angemeldet: eine Technologieplattform, um aus Wärme Strom zu erzeugen. Mit dabei auch Strategieberaterin Barbara Stampf aus Villach, Wirtschaftsberaterin Maria Theresia Radinger, Claudio Kratzmüller (KRP Logistic Solutions) und Nunzio Letizia vom Klagenfurter Start-up PiktID, das eine Software entwickelt hat, die Bilder durch Künstliche Intelligenz anonymisieren kann - ohne Pixel, ohne Spuren. So lassen sich etwa Werbefotos samt Hintergrund und dem zu bewerbenden Produkt mühelos zusammenstellen - ohne Shooting. Letizia: „Und das Testimonial kann man im Aussehen auch auf verschiedene Märkte anpassen.“ Seine Gesichtszüge sowieso.