Die verheerenden Hochwasser Mitte September haben dem Präsidenten des österreichischen Versicherungsverbandes Rémi Vrignaud zufolge Schäden im Ausmaß von 600 bis 700 Millionen Euro verursacht. Das erklärte Vrignaud in der ZIB 2 am Mittwoch. Beim Jahrhunderthochwasser 2002 waren die Schäden halb so hoch. Zu den Gründen befragt, sagt Vrignaud, „wir versichern heute mehr und die Heftigkeit und Intensität der Unwetter sind gestiegen.“ Man müsse damit rechnen, „dass das weitergeht“.

Verheerendes Ausmaß

Die geschätzte Schadenssumme durch das Rekord-Hochwasser würde zu Schäden von einer Milliarde Euro dazukommen, die in normalen Jahren bereits durch Unwetter verzeichnet werden. Österreicher erlitten also „insgesamt knapp zwei Milliarden Euro an Schäden durch Unwetter in diesem Jahr“, so Vrignaud. Der volkswirtschaftliche Schaden liege noch „um ein Vielfaches größer“. Er erinnerte an den dringenden Handlungsbedarf, denn das Ausmaß der Katastrophen sei verheerend.

Keine „Vollkasko“-Versicherung

Dass derzeit kein Haus „Vollkasko“ gegen Überschwemmungen versicherbar sei, erklärte Vrignaud mit der mangelnden Berechenbarkeit für Versicherungen. Anders als bei Schäden durch Sturm und Hagel, die voll versicherbar seien, gelte das nicht für Schäden durch Hochwasser und Erdbeben. Es sei „nur das versicherbar, was kalkulierbar ist.“

Der Versicherungsverband schlage daher vor, „das Solidaritätsprinzip auszuweiten“, dann würden „viele wenig bezahlen“. So wie in Belgien sollten auch bei uns zur Feuerversicherung automatisch Naturkatastrophen mitversichert werden. In Österreich wurden rund zwei Millionen Feuerversicherungen abgeschlossen, 80 bis 90 Prozent aller Haushalte seien versichert.

„Zwei Bier pro Monat“

Während derzeit nur Teile der Schadenssummen durch den Katastrophenfonds des Bundes und die Länder abgedeckt seien, gäbe es dann einen vertraglichen Rechtsanspruch. „Ich bin nicht Bittsteller, sondern kann mich darauf verlassen, dass die Schäden ersetzt werden“, so Vrignaud.

Nach deutschen Berechnungen lägen die Kosten für eine solche Versicherung bei rund 150 Euro pro Jahr. Vrignaud geht auch für Österreich von einem „niedrigen dreistelligen Betrag“ aus. Der Beitrag soll dem Risiko gemäß differenziert werden, also niedriger sein, wenn jemand im 13. Stock eines Hochhauses wohnt, und teurer, wenn ein Versicherter in einem Haus neben dem Bach lebt. Die Kosten für eine Vollwertdeckung gegen Naturkatastrophen entsprächen dem „Preis von zwei Bier pro Monat“, so der Versicherungsverbands-Chef..

„Anti-Anreize zur Versicherung“

Heute gebe es „Anti-Anreize, sich zu versichern.“ Denn es gebe nicht nur keinen Rechtsanspruch an den Katastrophenfonds, sondern Versicherungsleistungen würden von den staatlichen Entschädigungszahlungen auch noch abgezogen. „Momentan haben wir eine absurde Situation“, so Vrignaud, doch die Lösung liege auf dem Tisch: „Die Politik ist am Zug. Wir hoffen, dass dieses Ereignis die Alarmglocken schrillen lässt.“ Es brauche „nur eine kleine Adaption des Versicherungsvertragsgesetzes für eine Versicherung zum Vollwert gegen Hochwasserschäden.“