Die Weststrecke zwischen Wien und Salzburg ist die Hauptschlagader des heimischen Bahnverkehrs. Von den vier Gleisen der alten und der neuen Weststrecke kann seit zwei Wochen nur noch eines genutzt werden. Die Sperre der beiden „neuen“ Gleise zwischen Wien und St. Pölten nach dem verheerenden Hochwasser Mitte September trifft nicht nur den Personenverkehr hart, vor allem der Güterverkehr wird stark behindert. Etwas Entspannung ist aber in Sicht: Mit Samstag stehen laut ÖBB auf der Donau-Achse (zwischen Tulln und Herzogenburg) wieder Kapazitäten für den Güterverkehr zur Verfügung – statt bisher 25 Prozent sind es laut ÖBB nun wieder bis zu 75 Prozent. Auch nachts werden nun verstärkt Güterwaggons rollen.

150 statt 550 Züge pro Tag

Über die „alte“ Weststrecke durch den Wienerwald, auch sie wurde vom Hochwasser getroffen, fahren derzeit statt wie bisher bis zu 550 Personen- und Güterzügen nur noch 150 auf einem Gleis. Der zweigleisige Betrieb soll ab 10. Oktober möglich sein, sobald alle Vermurungen geräumt und Gleisschäden repariert sind. „Den Schaden zu beziffern ist aktuell noch nicht möglich, aber eines ist sicher: Er ist immens“, erklärt ÖBB-Sprecherin Maria Magdalena Pavitsich. Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä spricht von einem „mittleren dreistelligen Millionenbetrag“, versichert ist der Bahnkonzern gegen diese Schäden nicht.

International „massiv betroffen“

Der Bahnverkehr ist wegen Überschwemmungen und Muren aber nicht in Österreich eingeschränkt, sondern auch international „massiv betroffen“: in Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn und der italienischen Region Emilia Romagna sind ganze Korridore nicht mehr befahrbar. „Hunderte Züge stehen still, vor allem an den Grenzen gibt es kein Weiterkommen“, so Pavitsich. Der Rückstau und die Abfertigung des Güterverkehrs werde Das Jahrhunderthochwasser habe „Jahrhundertschäden“ an der Schieneninfrastruktur hinterlassen, sagt Judith Engel, zuständige Vorständin der ÖBB Infrastruktur AG. Monatelange Sperren zwingen die ÖBB österreichweit zu einem neuen Fahrtplan.

Die Einschränkungen haben massive Auswirkungen auch auf Bahnstrecken in anderen Bundesländern, die ÖBB-Logistiktochter Rail Cargo versucht, Güterverkehr teilweise über Semmering und Pyhrn umzuleiten.

 Die Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG Judith Engel und Bezirksfeuerwehrkommandant Christian Burkhart
Die Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG Judith Engel und Bezirksfeuerwehrkommandant Christian Burkhart © APA / Helmut Fohringer

Neuer Fahrplan

Auf Österreich kommt ein neuer ÖBB-Fahrtplan zu, kündigt Matthä an. Das sei notwendig, da die Züge in einem Umlauf geplant sind und durch die Unwetter notwendig gewordenen Reparaturen nicht nur auf die Weststrecke Einfluss hätten.

Der Bahnverkehr ist wegen Überschwemmungen und Muren aber nicht nur in Österreich eingeschränkt, sondern auch international „massiv betroffen“: in Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn und der italienischen Region Emilia Romagna sind ganze Korridore nicht mehr befahrbar. „Hunderte Züge stehen still, vor allem an den Grenzen gibt es kein Weiterkommen“, so Pavitsich. Der Rückstau und die Abfertigung des Güterverkehrs werde „deshalb noch einige Zeit in Anspruch nehmen“.

60 Prozent Einbußen pro Woche

Beim zweitgrößten Gütertransporteur auf der Weststrecke, der Raaberbahn Cargo, lässt die Sperre den Umsatz um 60 Prozent pro Woche einbrechen. ÖBB-Chef Matthä sieht die Versorgung größerer Industriebetriebe trotz der Einschränkungen als gesichert an. Die Nord–Süd-Route über den Pyhrn funktioniere, damit sei die Versorgung des Stahlkonzerns Voestalpine gesichert. Matthä: „Vom Norden herein über Polen brauchen wir auch noch Lösungen, aber das wird uns gelingen.“