Mit vorsichtigem Optimismus blickt der neue Intersport Austria-Geschäftsführer Franz Koll Richtung Winter. Wegen der allgemein vorherrschenden Teuerungen und der damit verbundenen Kaufzurückhaltung verzichte man auf Gewinnspannen und damit Preissteigerungen bei Ski und Zubehör, so Koll, der mit 1. September die Leitung des österreichweit 104 Händler umfassenden Verbunds übernommen hat, zu dem neben Österreich auch die Märkte in der Slowakei, Tschechien und Ungarn gehören.
Das noch von seinem Vorgänger Thorsten Schmitz verantwortete, mit September endende Geschäftsjahr schließt Intersport umsatzmäßig mit einem stabilen Geschäftsergebnis ab: Mit 653 Millionen Euro kommt man an das Vorjahresergebnis von 654 Millionen Euro heran. „Wir sind trotz Kaufzurückhaltung und Spannenverzicht ganz gut durchnavigiert“, bilanziert Koll.
Real trifft aber auch Intersport die generelle Talfahrt des Sportartikelhandels. Von einer „allgemein turbulenten Marktsituation“ spricht Koll – auch mit Blick auf die Konkurrenz, wo Mitbewerber Hervis zuletzt Millionenverluste verbuchen musste, die Sport 2000-Genossenschaft Mitte letzten Jahres in die Insolvenz schlitterte und sich die skandinavische XXL-Gruppe wieder aus Österreich zurückzog. „Dieser Konsolidierungspfad wird weitergehen“, glaubt Koll an weitere Marktbereinigungen. Intersport selbst beschäftigt in Österreich aktuell 4000 Mitarbeiter und betreibt an 280 Standorten insgesamt 190.000 Quadratmeter Verkaufsfläche.
Vor diesem Hintergrund wolle man aber weniger die Konkurrenz beobachten als auf sich selbst schauen und „Raumgewinn erzielen“ (Koll). Gelingen soll das durch ein Straffen der internen Strukturen und Prozesse und einer klaren Positionierung als Premium-Fachhändler. Zusätzliche Standorte werde es in naher Zukunft aber keine geben, so Koll: „Aber wir beobachten den Markt und bekommen immer wieder Angebote.“
„Verstehen es als gesellschaftliche Verantwortung“
Apropos Angebote: Mit massiven Preisaktionen forciert man aktuell das Leeren der vollen Fahrrad-Lager. Trotz eines Verkaufsbooms im Rahmen der Corona-Pandemie konnte man in diesem Marktsegment auch in der zu Ende gehenden Sommersaison wieder Zuwächse verzeichnen. Neben Rennrädern verkaufen sich auch Kinderfahrräder und E-Bikes und die steuerlich begünstigten Firmenräder für Unternehmen weiterhin gut. Um die Nachfrage und Begeisterung fürs Radfahren hochzuhalten, will man verstärkt in einen „Infrastrukturfonds“ investieren, mit dem man Gemeinden und Vereine bei der Finanzierung von Bike-Parks unter die Arme greift. „Wir laden dazu auch Partner aus der Industrie ein“, so Koll. Zusätzlich will man mit einem mit Sportgeräten vollgepackten „Bewegungsbus“ Schülern die Möglichkeit bieten, möglichst viele Sportarten auszuprobieren. „Wir verstehen es auch als gesellschaftliche Verantwortung, die Jugend mit niederschwelligen Angeboten zum Sport zu bringen“, betont Koll.
Neben dem Rad-Segment hat im hitzegeprägten Sommer im Sporthandel auch der Bereich Wassersport geboomt. Dazu hat die Fußball-Europameisterschaft und die Begeisterung rund um das Nationalteam den Absatz im Segment Mannschaftssport – Intersport betreibt auch den Fanshop des ÖFB – angekurbelt. Im Segment Laufen und Outdoor (Wandern, etc) kam es hingegen zu einer Stagnation. „Dieser Bereich ist nach dem Kauf-Hype in der Corona-Zeit gesättigt“, sagt Koll. Weniger erfreulich entwickeln sich die von der Intersport-Zentrale in Wels mitverwalteten Auslandsmärkte: In den Nachbarländern hat man jeweils einstellige Umsatzrückgänge zu verkraften.
„Klare Impulse für die Wirtschaft“ erhofft
Im Hinblick auf die bevorstehende Wahl und Regierungsbildung wünscht sich der Intersport-Chef von der neuen Administration „klare Impulse für die Wirtschaft“, um wieder Stabilität und Ruhe in den Markt zu bringen: „Unser Wirtschaftsstandort ist unter Druck, wir müssen auf die Assets setzen, die uns ausmachen.“ Mit dem Abschaffen der kalten Progression sei schon einiges passiert, Koll drängt aber unter anderem auf eine Senkung von Lohnnebenkosten und erwartet durch ein weiteres Senken des Zinsniveaus weitere Entspannung. Für die anstehenden Kollektivvertragsverhandlungen hofft er auf moderate Verhandlungsergebnisse – „wir budgetieren im niedrig einstelligen Bereich“ –, nachdem der Handel zuletzt mit einem durchschnittlichen Plus von 8,4 Prozent abgeschlossen hatte.