Im Ringen um die neuen Sparpläne bei VW treffen Unternehmen und Gewerkschaft am Mittwoch erstmals zusammen. Die Positionen liegen aber weit auseinander. Die IG Metall fordert zum Auftakt der Tarifverhandlungen für die rund 120.000 VW-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die unter den Haustarif fallen, eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2030 hinaus und droht mit Streiks ab Dezember.

Während VW auf Einsparungen auch bei den Personalkosten drängt, will die IG Metall Einschnitte verhindern. Deren Chefunterhändler Thorsten Gröger betonte, falls nötig, stünden ab dem 1. Dezember zehntausende VW-Beschäftigte vor den Werkstoren und auf der Straße. „Über Werksschließungen und Massenentlassungen ist mit uns nicht zu reden“, stellte Niedersachsens IG-Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger im Vorfeld klar. Betriebsratschefin Daniela Cavallo, die mit am Verhandlungstisch sitzt, hatte beides zuvor als klare rote Linien bezeichnet.

Einschnitte vorbereitet

VW-Verhandlungsführer und Personalvorstand Arne Meiswinkel betonte zuvor: „Wir müssen gemeinsam unser Unternehmen restrukturieren. Die Situation ist ernst.“ Der internationale Wettbewerb drohe vorbeizuziehen. Die eigentlich erst für Ende Oktober geplante Tarifrunde war vorgezogen worden, nachdem VW seinen Sparkurs Anfang des Monats verschärft hatte. Statt nur über das Entgelt soll auch über die von VW gekündigte Beschäftigungssicherung verhandelt werden. Betroffen sind zunächst die Beschäftigten in den sechs großen westdeutschen Werken. Bei VW Sachsen gelten eigene Regelungen. Auch dort hatte VW diese Woche die Beschäftigungssicherung aufgekündigt.

Nichtsdestotrotz fordert die IG Metall in der Entgeltrunde für die Branche und auch bei VW sieben Prozent mehr Lohn. Abstriche soll es hier auch nicht für VW geben. Ab Dezember wären auch Streiks möglich. Dann endet bei VW die Friedenspflicht.

„Konzept ohne Werksschließungen“

Die IG Metall forderte VW auf, zunächst konkrete Sparpläne auf den Tisch zu legen, damit man in Verhandlungen eintreten könne. Bisher gebe es außer der Kündigung mehrerer Tarifverträge keinerlei Details zu möglichen Entlassungen und Werksschließungen. Stattdessen brauche man „ein tragfähiges Zukunftskonzept für alle Standorte“, das ohne Werksschließungen und Massenentlassungen auskomme.

VW-Konzernchef Oliver Blume drängt dagegen auf Zugeständnisse der IG Metall: „Ich erwarte schon deutliche Bewegung, um auf der Kostenseite voranzukommen“, sagte er am Montag im ZDF. Zugleich betonte er: „Wir werden hier in Deutschland auch um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Grundlage dafür sei, auf die Kosten über alle Bereiche hinweg zu senken. Bis Jahresende wolle man zu einer Einigung zu kommen.

Verhandlungsdruck

Beide Seiten stehen in den Gesprächen unter Zeitdruck: Kommt es zu keiner Einigung, so würden mit der Job-Garantie auch die Zugeständnisse der Belegschaft wegfallen, auf die man sich vor 30 Jahren geeinigt hatte, etwa der Verzicht auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Statt zu sparen, würde es für VW dann sogar teurer, kritisiert die IG Metall. VW drohte bereits, dass in diesem Falle „betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen sind“. Möglich wäre das nach einer Übergangsfrist ab Juli 2025.