Es wird eine riesige Umstellung, die in gut drei Monaten auf ganz Österreich zukommt: das Pfandsystem für Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff und Metall. Die Vorbereitungen dafür laufen auf Hochtouren, heißt es von der eigens geschaffenen, zentralen Abwicklungsstelle EWP Recycling Pfand Österreich. Diese rechnet künftig mit jährlich 2,2 Milliarden Flaschen und Dosen, die retourniert, gesammelt, sortiert und recycelt werden.
„Die Einführung des Pfandsystems ist ein bedeutender Schritt, um die Kreislaufwirtschaft in der Getränkeindustrie nachhaltig aufzubauen und gleichzeitig das unachtsame Wegwerfen von Abfällen zu reduzieren“, betonten die EWP-Geschäftsführer Monika Fiala und Simon Parth bei einer Bestandsaufnahme am Dienstag.
Nicht alle Getränke mit Pfand
Das Pfand beträgt einheitlich 25 Cent. Dieser Betrag wird beim Einkauf eingehoben und bei der Rückgabe refundiert. Bepfandetes Leergebinde kann künftig überall dort zurückgegeben werden, wo Getränke in Kunststoffflaschen und Metalldosen mit einem Volumen zwischen 0,1 und 3 Litern verkauft werden. Die Gebinde müssen mit dem österreichischen Pfandlogo und einem Barcode gekennzeichnet, leer, möglichst unzerdrückt, aber jedenfalls mit lesbarem Etikett versehen sein. Ausgenommen sind Milchprodukte, Sirupe und medizinische Produkte. Ob Supermarkt, Bäckerei, Drogeriemarkt oder Gastronomiebetrieb – die Rücknahme erfolgt entweder über einen Rücknahmeautomaten oder manuell.
„Seit Juni läuft die Registrierung der Getränkeproduzenten - und importeure über das EWP-Portal. Ein Drittel wurde bereits erfasst“, schildert Parth. Sie sind es auch, die das Pfand in dem „Nullsummenspiel“ aufschlagen und abführen. Damit die Verkaufsstellen als Rücknehmer nicht draufzahlen, bekommen sie nach der Abholung und Sortierung der Gebinde das Pfand plus Aufwandsentschädigung erstattet.
Vor Einführung hohe Zustimmung
Trotz des Mehraufwands stimmt eine Umfrage von marketagent zuversichtlich: Mehr als 81 Prozent der Befragten befürworten das neue Pfandsystem. Weiters sind 70 Prozent der Meinung, dass dieses das achtlose Wegwerfen deutlich reduzieren und einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz leisten wird. Die Pfandstelle weist hier auf zwei EU-weite Ziele hin: Die Sammelquote von 90 Prozent soll schon 2027 erreicht werden. Bereits ab 2025 müssen in der Produktion von PET-Flaschen 25 Prozent recycelter Kunststoff verwendet werden.
Viele Rückgabemöglichkeiten
Erwartet wird, dass Konsumenten 90 Prozent des Pfandguts bei Automaten retournieren. Inzwischen sei „fast das gesamte Handelsnetz Österreichs“ mit Pfandautomaten ausgerüstet, so Parth. Gegenüber der Kleinen Zeitung hieß es von den Konzernen Spar und Rewe, die Umstellung bis November abzuschließen. Prognostiziert werden pro Jahr circa 200 Millionen Getränkeverpackungen, die auf Trafiken, Tankstellen-Shops, Imbiss-Stände oder Geschäfte ohne Automaten zukommen. Bei diesen manuellen Rückgaben muss aber nur zurückgenommen werden, was auch verkauft wird: Bietet ein Händler nur PET-Flaschen mit einem Liter an, muss er etwa keine Dosen oder kleinere Flaschen annehmen.
In Steiermark und Kärnten werden die Sammelmengen, bevor es in die Sortieranlagen geht, im Zählzentrum „Süd“ in Dobl bei Graz landen. Dafür wurde das Unternehmen Ökopoint GmbH mit der Bietergemeinschaft Kerschner Umweltservice und Logistik samt der Cargoe GmbH beauftragt. Im Großhandel soll die bestehende Lieferlogistik genutzt werden.
Da bis Ende 2025 noch Restbestände ohne Pfand verkauft werden dürfen, wird Kunden und händische Rücknehmer eines lange begleiten: die Suche nach dem Pfandsymbol. Für Klarheit soll eine Informationskampagne sorgen, die im Jänner startet.