„Das Insolvenzaufkommen hat sich, wie erwartet, auch in den vergangenen Monaten nicht beruhigt“, betont René Jonke. Der Leiter der „Region Süd“ beim Kreditschutzverband von 1870 (KSV) verweist für die ersten drei Quartale des Jahres – laut aktueller Hochrechnung – auf 543 steirische Insolvenzfälle, ein Plus von 16,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.. Besonders betroffen seien einmal mehr der Handel, die Bauwirtschaft sowie der Bereich Beherbergung/Gastronomie gewesen. Einen kräftigen Anstieg gab es auch bei den Großinsolvenzen, wobei insbesondere die Milliarden-Pleite von Fisker die Passiva massiv nach oben getrieben hat. So summieren sich die vorläufigen Passiva auf rund 4,16 Milliarden Euro – das entspricht einem Zuwachs von 1586 Prozent, so der KSV. Rechnet man den Fall Fisker heraus, so würden noch immer Passiva von rund 365 Millionen Euro (plus 47,8 Prozent) zu Buche stehen.

Von den Insolvenzen in den ersten drei Quartalen waren 2010 Beschäftigte betroffen, ein Plus von knapp zwölf Prozent.

„Alarmierende Entwicklung“

Die seit knapp einem Jahr deutlich erhöhte Insolvenzdynamik bleibe aufrecht „und findet im dritten Quartal 2024 ihre Fortsetzung, selbst wenn diese in absoluten Zahlen leicht hinter den ersten beiden Quartalen des Jahres liegt“, so der KSV. „Der wirtschaftliche Druck ist auch während der Sommermonate nicht weniger geworden. Die Betriebe sind sehr häufig am Limit und müssen sich vermehrt die Existenzfrage stellen. Das wird auch in den kommenden Monaten nicht anders sein“, sagt Jonke. Als alarmierend bewertet er den Umstand, dass zum Ende des dritten Quartals 155 Unternehmensinsolvenzen mangels Vermögens nicht eröffnet worden seien. Das sind 28,5 Prozent aller Firmenpleiten seit Jahresbeginn und ein Anstieg von 5,4 Prozent an „Nichteröffnungen“ gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Damit sei es nicht möglich, „betroffene Unternehmen einem geordneten Insolvenzprozess zu unterziehen“, so Jonke.

René Jonke, KSV1870
René Jonke, KSV1870 © Ksv1870 / Furgler

Drei Branchen stehen für Hälfte der Insolvenzen

Die aktuelle Analyse des KSV zeigt auch, dass der Handel mit 109 Fällen, plus 33 Prozent gegenüber 2023, seit Jahresbeginn die meisten Unternehmenspleiten in der Steiermark verzeichnet hat. Wobei sowohl der Groß- wie auch der Einzelhandel in ähnlichen Dimensionen betroffen seien. Knapp dahinter folgt laut KSV die Bauwirtschaft (105 Fälle, plus 44 Prozent) und der Bereich Beherbergung/Gastronomie (79 Fälle, plus acht Prozent). „Diese drei Branchen sind für mehr als die Hälfte aller steiermarkweiten Unternehmensinsolvenzen verantwortlich“, so der KSV.

Unerfreulich fällt auch der Ausblick aus: „Die vorherrschende Insolvenzdynamik ist gekommen, um zu bleiben. Wir beim KSV1870 gehen aktuell davon aus, am Jahresende von einem Insolvenzjahr sprechen zu müssen, das es schon sehr lange nicht mehr gegeben hat“, so Jonke. Auf das Gesamtjahr gesehen, sei mit rund 720 Unternehmensinsolvenzen zu rechnen, was einem Zuwachs von etwa 100 Fällen entsprechen würde – mehr gab es zuletzt im Jahr 2016.