Ein vorläufiges Urteil der Sanierungsgutachter macht dem angeschlagenen Münchner Agrar- und Baustoffkonzern BayWa Hoffnung. Die Gutachter seien in einem ersten Entwurf zu dem Schluss gekommen, dass die BayWa „unter bestimmten Voraussetzungen saniert“ werden und mittelfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit wiederherstellen könne, teilte das Unternehmen, das in Österreich maßgeblich an der Lagerhaus-Mutter RWA beteiligt ist, in der Nacht zum Dienstag mit.
Der Umbau des Konzerns werde allerdings Jahre dauern. Dazu gehörten „zahlreiche operative Einsparmaßnahmen“, auf die Vorstandschef Marcus Pöllinger die Belegschaft bereits vorbereitet hatte, und der Verkauf einzelner Geschäftsbereiche. Dazu dürfte vor allem die Mehrheitsbeteiligung an der Solar-Tochter BayWa r.e. gehören, an der der aus der Schweiz stammende bisherige Minderheitseigentümer Energy Infrastructure Partners (EIP) Interesse gezeigt hat. Deren Geschäft mit Solar- und Windprojekten verschlingt viel Kapital und hat den Schuldenberg der BayWa in den vergangenen Jahren auf mehr als fünf Milliarden Euro aufgebläht. Nur den Handel mit Solarmodulen will die BayWa behalten, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete.
BayWa-Lagerhaus-Verschränkung
Eigenmittel fehlen
Der vom Genossenschaftssektor dominierte BayWa-Konzern war im Sommer angesichts steigender Zinszahlungen in eine ernste Liquiditätskrise gerutscht und hatte das Gutachten in Auftrag gegeben. Es ist Voraussetzung für die weitere Kreditfähigkeit der BayWa. Die Banken und Eigentümer - darunter die österreichische Raiffeisen Agrar Invest - hatten die Lücke mit einem 550 Millionen Euro schweren Finanzierungspaket überbrückt. Spätestens bis zum Jahresende muss aber eine dauerhafte Lösung her. Die Kredite sind bis Ende September befristet, können aber um bis zu drei Monate verlängert werden.
Der Entwurf des Sanierungsgutachtens ist die Grundlage für die Gespräche mit den Banken. „Die Verhandlungen mit den Finanzierungspartnern (...) über das Sanierungskonzept sowie die Neuordnung der Finanzierung verlaufen weiterhin konstruktiv“, erklärte die BayWa. Der Vorstand gehe davon aus, dass sie erfolgreich abgeschlossen werden können. Das endgültige Sanierungsgutachten wird erst erwartet, wenn die Finanzierung unter Dach und Fach ist.