Der zuletzt mit Absatzproblemen und Verlusten konfrontierte steirische Leiterplattenspezialist AT&S hat sein Werk in Ansan, Südkorea, verkauft, wie das Unternehmen am Montagabend mitteilte. Um rund 405 Millionen Euro übernimmt das italienische Unternehmen Somacis den Standort. „Mit dem Verkauf des Werks in Ansan wollen wir das strategische Profil des Konzerns weiter schärfen“, wird AT&S-Finanzvorständin Petra Preining zitiert. Man sei überzeugt, „dass der Standort Ansan mit dem italienischen Technologieunternehmen Somacis als neuem Eigentümer sein volles Potenzial entfalten und einen attraktiven und wachstumsstarken Weg weitergehen wird“.
„Erfolgsgeschichte von AT&S“
Vorstandschef Andreas Gerstenmayer spricht im Zusammenhang mit Ansan von einer „Erfolgsgeschichte von AT&S“. Bei der Übernahme durch AT&S im Jahr 2006, habe es ausschließlich Umsätze mit lokalen Kunden gegeben und die Performance sei weit unter den Erwartungen von AT&S gelegen. „Die Entwicklung neuer Anwendungen, hohe Investitionen in Technologie und Fähigkeiten sowie das große Engagement des verantwortlichen Teams führten zu einem starken Umsatzwachstum und einer signifikanten Performanceverbesserung. Binnen weniger Jahre konnte der Umsatz vervierfacht werden“, so Gerstenmayer. AT&S-Vorstandsmitglied Peter Schneider ergänzt: „Da flexible mikroelektronische Anwendungen zunehmen und sich in den kommenden Jahren völlig neue technologische Möglichkeiten eröffnen werden, haben wir einen Käufer gesucht, der das volle Potenzial erkennt und damit die Organisation zielgerichtet in die Zukunft führt.“
Ziele von AT&S angepasst
Die Ziele muss AT&S wegen des Verkaufs und des wegfallenden Umsatzes anpassen. Bei Vollzug erwartet das Unternehmen im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 einen Umsatz zwischen 1,6 und 1,7 Milliarden Euro, nachdem zuvor 1,7 bis 1,8 Milliarden Euro in Aussicht gestellt worden waren. Die bereinigte operative Marge (EBITDA-Marge) soll zwischen 24 und 26 Prozent (zuvor: zwischen 25 und 27 Prozent) liegen. Für 2026/27 rechnet AT&S mit einem Umsatz von rund 3 Mrd. Euro, nach zuvor rund 3,1 Milliarden Euro. Die EBITDA-Marge soll sich weiter zwischen 27 und 32 Prozent einpendeln.
Giovanni Tridenti, CEO von Somacis, betont: „Wir waren vom Managementteam und den technologischen Fähigkeiten des Werks in Ansan sehr beeindruckt und freuen uns über das künftige Potenzial.“ Der Leiterplattenproduzent Somacis mit Sitz in Mailand beschäftigt weltweit mehr als 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben Standorten in Europa ist das Unternehmen auch in den USA und Asien aktiv.
Die Transaktion unterliege behördlichen Genehmigungen und soll in den nächsten Monaten abgeschlossen werden.
„Alternative“ zu Kapitalerhöhung
Der Verkauf von Ansan resultiert auch daraus, dass eine geplante Kapitalerhöhung im Mai kurzfristig wieder abgesagt wurde. Zuvor wurde u. a. über einen Einstieg der Staatsholding ÖBAG verhandelt. Auch aufgrund unterschiedlicher Auffassungen auf Eigentümerebene, wie zu vernehmen war, ist daraus letztlich nichts geworden.
Als „Alternative“ so hieß es damals, wurde der Verkauf des Werks in Ansan in den Fokus genommen. Schon im Mai hieß es: Das Interesse potenzieller Käufer sei groß und man werde nun verbindliche Angebote einholen. Das auf Medizintechnik spezialisierte Geschäft sei zwar profitabel, passe aber technologisch nicht ins Portfolio der AT&S, erklärte Gerstenmayer damals. Im Mai war auch bekannt gegeben worden, dass AT&S rund 1000 Stellen abbauen wird, davon bis zu 250 in der Steiermark.