Die hartnäckige Flaute auf dem chinesischen Markt für Luxusautos lässt den deutschen Hersteller Mercedes-Benz pessimistisch in die Zukunft blicken. Der Autobauer senkte seine Prognose für das Gesamtjahr Donnerstagabend zum zweiten Mal binnen zwei Monaten und rechnet nun mit einem deutlich niedrigeren Gewinn als vor Jahresfrist. Insbesondere eine schwächere Nachfrage nach rentablen Spitzenmodellen in China macht den Stuttgartern zu schaffen.

Mercedes verweist auf den schwächeren Konsum und den anhaltenden Abschwung im Immobiliensektor, was den Kunden auf die Laune schlägt.

An der Börse

An der Börse kam die gesenkte Prognose nicht gut an: Die Mercedes-Aktien brachen am Freitag in der Spitze um 8,4 Prozent auf ein Zweijahrestief ein. Zwar hätten einige Investoren mit einer Gewinnwarnung gerechnet, dennoch sei sie nun überraschend gekommen und größer ausgefallen als erwartet, schrieben die RBC-Analysten.

Auch für die übrigen Autowerte im deutschen Börsenleitindex DAX ging es bergab. Anlagestratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets konstatierte: „Das Problem ist immer das gleiche.“ Autos ließen sich in diesen Tagen nur noch schwer an die Frau oder den Mann bringen, hauptsächlich in China, aber auch in allen anderen Teilen der Welt.

Folgen der Immobilienkrise


Auch der Münchner Autobauer BMW spürt die schwächere Nachfrage in China und senkte unter anderem deswegen zuletzt seinen Ausblick. Die Hersteller leiden vor allem unter der schwelenden Immobilienkrise in der Volksrepublik: Die fallenden Immobilienpreise treffen insbesondere wohlhabende Chinesen - die typischen Kunden der deutschen Premiumhersteller. „Man kann sagen, dass unsere Kundschaft im Moment sehr zurückhaltend ist“, sagte Mercedes-Chef Ola Källenius vor Analysten. Unklar sei, wie lange die Kaufzurückhaltung anhalte. „Ich bleibe auf absehbare Zeit vorsichtig“, ergänzte Källenius.

Die Schwäche mache auch vor den Händlern in China nicht halt, von denen einige in Schwierigkeiten gekommen seien, sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Mercedes werde den Händlern unter die Arme greifen, um sicherzustellen, dass sie trotz der schwierigen Lage überlebten. Porsche hatte zum Halbjahr ebenfalls eingeräumt, dass keine rasche Erholung in der Volksrepublik zu erwarten ist.

Schon in der ersten Jahreshälfte hatte Mercedes zu spüren bekommen, dass weniger Spitzenmodelle verkauft wurden, die üblicherweise eine deutlich höhere Gewinnmarge mit sich bringen als kleinere Fahrzeuge. Källenius hatte Ende Juli seine Hoffnung auf neue Modelle gesetzt, die in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen und das Geschäft ankurbeln sollten. Doch diese Hoffnung scheint sich nun nicht zu erfüllen. Der Absatzmix dürfte in der zweiten Jahreshälfte unverändert gegenüber dem ersten Halbjahr bleiben.

Keine Preissenkungen

Wilhelm sagte vor Analysten, Mercedes halte an seiner Strategie fest und kämpfe nicht mit Preissenkungen gegen die Marktschwäche. Das bedeute aber auch, dass in absoluten Zahlen weniger der rentablen Autos verkauft würden als im Vorjahr. Insgesamt dürfte der Preisdruck hoch bleiben.

Die Prognose für die bereinigte Umsatzrendite im Autogeschäft kappte Mercedes entsprechend erneut, nachdem sie bereits Ende Juli heruntergenommen wurde. Die Stuttgarter rechnen nun mit einer Marge zwischen 7,5 und 8,5 Prozent im Gesamtjahr, bisher waren sie von 10 bis 11 Prozent ausgegangen. Das impliziere eine bereinigte Umsatzrendite von ungefähr 6 Prozent in der zweiten Jahreshälfte, hieß es. Zusätzlich spielten negative Bewertungseffekte eine Rolle.

Der Betriebsgewinn der gesamten Gruppe dürfte deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen, bisher hatte Mercedes-Benz lediglich einen leichten Rückgang erwartet.